von Tobias Stahl am 12.01.2022
Severin Demchuk/Unsplash.comEinige kanadische Tesla-Fahrer berichten, dass sie sich im Winter nicht auf ihre Stromer verlassen können.Tesla hatte seinen Hauptsitz lange Zeit im sonnigen US-Bundesstaat Kalifornien, weshalb die Elektroautos auch den Ruf hatten, "Schönwetterautos" zu sein. Teslas Fahrzeuge wurden inzwischen zwar millionenfach verkauft und sind größtenteils problemlos auch in kalten Gebieten unterwegs – es gibt jedoch auch ein paar Fälle, in denen besonders kalte Außentemperaturen im Tesla sogar regelrecht lebensgefährlich wurden.
Im Gespräch mit dem Automobilportal autoevolution berichteten kürzlich zwei Tesla-Fahrer von ihren Erlebnissen mit den Stromern bei extrem kalten Temperaturen. Die Berichte zeigen: Es ist keine schlechte Idee, für den Fall der Fälle ein paar Decken im Auto zu haben.
Der erste Tesla-Fahrer, der im Bericht aus Gründen der Anonymität nur Mark genannt wird, ist mit seinem Model Y in Calgary, Kanada unterwegs. Obwohl ihm seitens Tesla versprochen wurde, dass sein Tesla sich auch in kaltem Klima hervorragend schlagen würde, gab die Wärmepumpe des Model Y im Januar letzten Jahres zum ersten Mal den Geist auf. Der Schaden sollte der Start eines längeren Leidensweges für den Kanadier sein.
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Ohne Heizung bei -30 Grad im Model Y
"Der Januar 2021 kam, und wir hatten keine Wärme in der Fahrerkabine, es sei denn, der Wagen stand oder war an die Steckdose angeschlossen. Das Auto wurde erst Mitte Februar nach Saskatoon geschleppt, buchstäblich ein paar Tage nach der Eröffnung dieses Standorts. Nach einem vierwöchigen Aufenthalt in der Werkstatt bekamen wir unser Auto zurück, nachdem das Wärmepumpensystem grundlegend erneuert und ein Teil namens 'Super Manifold' ausgetauscht worden war."
Der Super Manifold ist eine von zwei Komponenten, die den Auto-Experten Sandy Munro am meisten beeindruckt haben, nachdem Munro das Model Y mit dem neuen Wärmepumpensystem unter die Lupe genommen hatte.
"Das Auto schien repariert, aber der schlimmste Winter war Mitte März vorbei", berichtet Mark weiter. "Tesla ist es zu verdanken, dass sie das Abschleppen von Estevan nach Saskatoon und einen Mietwagen für den gesamten Zeitraum bezahlt haben. Tesla erwartet allerdings auch, dass man das Fahrzeug auf eigene Kosten zurückholt."
Im darauffolgenden Winter wurde Mark erneut zur Werkstatt beordert, da die Sensoren im Heizungssystem im Rahmen eines Sicherheitsbulletins ausgetauscht werden mussten. Mark erinnert sich: "Diese Arbeit wurde in der dritten Dezemberwoche durchgeführt, dem frühesten Zeitpunkt, an dem ich die 450 Kilometer zu meinem Service-Center fahren konnte. In den ersten Tagen, als wir unterwegs in den Weihnachtsurlaub waren, schien alles in Ordnung zu sein."
Auf dem Weg nach Hause wurde es dann allerdings richtiggehend gefährlich für die Familie: "Als wir zwischen Moose Jaw und Regina bei -30ºC fuhren, hatten wir keine Wärme in der Fahrerkabine. Ich dachte, wenn wir es bis Regina schaffen – wo sich das einzige für Tesla zugelassene Abschleppunternehmen befindet – dann rufen wir den Pannendienst an und bekommen wieder Hilfe."
Die Probleme fingen jetzt erst an
Die Familie konnte die Fahrt laut eigener Aussage nur mit Hilfe von Hand- und Fußwärmern überstehen. Marks neun Jahre altes Kind beklagte sich während der Fahrt über stechende Schmerzen in den Füßen. "Es war eine schreckliche Erfahrung, und ich habe mir geschworen, sie nie wieder zu machen. Das Auto wurde am nächsten Tag (27. Dezember) von dem Ort abgeschleppt, an dem es in Regina geparkt war."
Das Auto stand vom 31. Dezember bis zum 6. Januar beim Tesla Service Center in Saskatoon. Da Mark weit davon entfernt wohnt, bat er einen Verwandten, sein Auto abzuholen und es die halbe Strecke bis zum Haus eines weiteren Familienmitglieds zu fahren. Der Verwandte konnte die Fahrt ohne Probleme und mit funktionierender Heizung hinter sich bringen, nachdem der Super Manifold ebenso wie einige Ventile und Leitungen ausgetauscht wurden.
"Wegen eines Schneesturms konnte ich den Wagen nicht sofort abholen, also stand er zwei Nächte lang im Haus eines Familienmitglieds, angeschlossen an 110V. Am 9. Januar fuhr ich mit meinem Leihwagen dorthin, um mein Auto zu holen, nachdem sich der Sturm gelegt hatte. Wir stellten den Wagen auf 'Vorkonditionieren' und versuchten auch sonst, alle Empfehlungen seitens Tesla zu befolgen."
Und dennoch: "Fünf Minuten vor der Rückgabe des Mietwagens rief mich mein Familienmitglied an und sagte, dass die Warnung 'keine Innenraumheizung' wieder aufgeploppt sei. Ich hatte einen Stein im Magen."
"Am späten Nachmittag wurde mir mitgeteilt, dass das Auto eine weitere Überholung des Wärmepumpensystems benötigen würde. Mir wurde gesagt, dass sogar einige Ingenieure daran arbeiten, um herauszufinden, was mit dem System nicht stimmt."
Zum Zeitpunkt des Interviews hat Mark sein Model Y immer noch nicht zurückerhalten – allerdings hat der Kanadier mit dem Stromer bereits abgeschlossen: "Ich bin kein Ingenieur oder Experte, aber nach meiner begrenzten Erfahrung glaube ich, dass diese Autos grundlegende Konstruktionsfehler haben, wenn es um extrem kalte Klimazonen geht. Zumindest sollte in Autos, die für kalte Klimazonen geeignet sind, ein zusätzliches Heizsystem eingebaut werden, um solche lebensbedrohlichen Situationen zu vermeiden, in die meine Familie und ich geraten sind." Mark ist Mitglied einer großen Elektroauto-Gemeinde in seinem Heimatort Saskatchewan und berichtet von weiteren Tesla-Fahrern, die Probleme mit der Wärmepumpe haben.
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Andere Tesla-Fahrer in Kanada haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen
Tyler Selvig ist einer der Menschen, die ebenfalls Erfahrungen mit dem Problem haben. Selvig musste zwar nicht den gleichen Leidensweg wie Mark durchmachen, dafür musste er es mit seiner Familie in noch kälteren Temperaturen aushalten.
Selvig kaufte sein Tesla Model Y im November 2021 und fuhr damit über die Weihnachtsfeiertage ohne Probleme von Saskatoon nach Regina. Auf dem Rückweg mit seinen beiden Kindern, die beide noch keine drei Jahre alt sind, fiel nach 45 Minuten das Heizungssystem des Model Y aus.
Selvigs Schwiegervater war glücklicherweise direkt hinter Selvig unterwegs und konnte die beiden Kinder in seinem Truck mitnehmen – die Außentemperaturen betrugen zu diesem Zeitpunkt nämlich -40 ºC.
In einem Tweet, in dem er sich an Tesla-Chef Elon Musk wandte, empörte Selvig sich, dass das Problem seine Familie hätte töten können. "Das Auto war beim Händler in Saskatoon in Wartung, und sie warteten auf Ersatzteile, bis die Ingenieure im Tesla-Hauptquartier ihnen sagten, sie sollten den Super Manifold ersetzen. Ich habe das Auto zurückbekommen, und nun scheint es gut zu funktionieren."
Elektroautos sind normalerweise winterfest
Bei den beiden hier vorgestellten Fällen handelt es sich Berichte von Personen, die in Grenzsituationen bei extremer Kälte unterwegs gewesen sind. Normalerweise bieten Elektroautos auch bei sehr kalten Temperaturen ausreichend Wohlfühlwärme, wie auch Nextmove-Chef Stefan Möller schon unter Beweis stellen konnte.
Auch das unabhängige Faktencheck-Portal Correctiv konnte bereits zeigen, dass Elektroautos selbst bei nur halbvollem Akku problemlos mehrere Stunden bis Tage lang ausreichend Wärme erzeugen können. Die hier vorgestellten Probleme mit Tesla-Fahrzeugen könnten auf einen Material- oder Konstruktionsfehler hindeuten. So berichtet Tyler Selvig: "Die Techniker hier haben mir gesagt, dass sie hoffen, dass es in Zukunft eine Lösung gibt, um dies mit Software-Updates zu vermeiden. Es hört sich so an, als könnten die Einlassventile/Klappen der Wärmepumpe einfrieren und dann möglicherweise die Ventile im 'Octo Valve' (einem Tesla-eigenen Bauteil in der Wärmepumpe, Anm. d. Red) ausfallen lassen."
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