Gerlingen/Feuerbach - In diesem Jahr feierte die Werkfeuerwehr der Robert Bosch GmbH ihr 100-jähriges Bestehen am Standort Feuerbach. Mitte Oktober wurde das Jubiläum gefeiert. Steffen Schilling, Leiter der Werkfeuerwehr Feuerbach, bekam vom Bosch-Standortverantwortlichen Franz Hauber ein Bild mit zwei Einsatzfahrzeugen überreicht. „Sie sollen ab Dezember den Fuhrpark in Feuerbach, der 13 Fahrzeuge umfasst, verstärken“, sagt Schilling.
Der Leiter der Stuttgarter Berufsfeuerwehr, Frank Knödler, betonte bei der Feier auch, dass die Werkfeuerwehr ein „starker Sicherheitspartner für die Stadt“ sei. Im Jubiläumsjahr startet darüber hinaus ein neuer Ausbildungsgang, den das Feuerbacher Technologieunternehmen mit vorangetrieben hat. Seit Anfang September gibt es in Baden-Württemberg den dreijährigen Berufsausbildungsgang „Werkfeuerwehmann/-frau IHK“.
Ein neuer Beruf
Sechs angehende Werkfeuerwehrleute haben Anfang des vergangenen Monats an den Bosch-Standorten Feuerbach, Reutlingen, Schwieberdingen und Schillerhöhe die Ausbildung begonnen, weitere vier Anwärter lernen das Berufsbild bei der Flughafenfeuerwehr Stuttgart. Die Berufsschule befindet sich in Freising bei München. In anderen Bundesländern wie in Hessen und Bayern gibt es den Abschluss schon länger. „Aufgrund der guten Erfahrungen wird der Ausbildungsgang seit diesem Jahr auch bei den Berufsfeuerwehren Frankfurt und Hamburg angeboten“, sagt Schilling.
Grundlage für den neuen Beruf bildet die seit 2015 geltende bundesweite Ausbildungsverordnung für die Ausbildung zum „Werkfeuerwehrmann“ oder zur „Werkfeuerwehrfrau“ mit Abnahme der Prüfung durch die Handelskammer. Die Ausbildung ermöglicht auch ohne vorherigen berufsbildenden Abschluss den Einstieg bei einer Werkfeuerwehr. Bisher war die Basis, um bei der Werkfeuerwehr anzufangen, ein Handwerksberuf. Zudem engagieren sich viele in einer der Freiwilligen Feuerwehren (FFW) im Land und machen dann – quasi noch als Zusatzqualifikation – eine Berufsfeuerwehrausbildung mit Lehrgängen an der Landesfeuerwehrschule.
Auf diesem Weg kam auch Steffen Schilling zur Bosch-Werkfeuerwehr. Der 42-Jährige ist seit 1992 bei der Freiwilligen Feuerwehr Gerlingen ehrenamtlich engagiert und dort in der Führungsmannschaft. Im Jahr 2000 begann er bei Bosch. Seit dem 1. April ist Schilling neuer Kommandant der Bosch-Werkfeuerwehr in Feuerbach. Davor baute er am Bosch-Campus in Renningen drei Jahre lang als Kommandant die dortige Werkfeuerwehr auf. Sein kommissarischer Nachfolger dort ist sein bisheriger Stellvertreter Dennis Blos. Beide kennen sich gut – nicht nur von der Arbeitsstelle: Bei der Gerlinger Feuerwehr ist Schilling der stellvertretende Kommandant, Blos der zweite Stellvertreter.
Weltweit fast 2000 Werkfeuerwehrleute
„An insgesamt 35 Bosch-Standorten in ganz Deutschland haben wir Werkfeuerwehren eingerichtet, die mit rund 1100 nebenberuflichen und 350 hauptamtlichen Mitarbeitern an den Standorten den Brandschutz sicherstellen“, sagt Dietrich Bank, der Leiter der Bosch-Zentralstelle für Brandschutz und Gefahrenabwehr in Gerlingen. Weltweit seien bei Bosch rund 1900 bis 2000 Mitarbeiter in Werkfeuerwehren engagiert, berichtet Bank.
Schon allein deshalb besteht entsprechender Bedarf an professionell ausgebildetem Nachwuchs. Entsprechend hoch ist auch das Anforderungsprofil an die Bewerber. Ingo Gießler, verantwortlich für den neuen Ausbildungsgang bei der Werkfeuerwehr Bosch, zeigt die in verschiedenen Farben gekennzeichneten Blöcke, Fächer und Ausbildungsinhalte auf einem Din-A3-Blatt: „Ich nenne es nur den bunten Plan der Ausbildung“, sagt Gießler.
Die Ausbildung gliedert sich in einen handwerklichen und einen feuerwehrtechnischen Teil. Die für Feuerwehrleute relevanten handwerklichen Qualifikationen stammen aus den Bereichen Metall-, Sanitär-, Heizungs-, Klima- und Elektrotechnik. Aber auch Holzbearbeitung, Steuerungstechnik, Pneumatik und Hydraulik gehören dazu und werden hauptsächlich in den ersten 18 Monaten der Ausbildung vermittelt. Auch ein Schweißlehrgang ist Teil der handwerklichen Grundausbildung.
Volle Ausbildung im Betrieb
Außerdem gibt es Sachkundelehrgänge für Brandmeldetechnik, Feuerlöscher, Gaslöschanlagen und regelmäßige Praktika im Arbeitsalltag der Betriebsfeuerwache auf dem Boschgelände. Abgeschlossen wird dieser anderthalbjährige Abschnitt durch eine erste Zwischenprüfung. Danach geht es nahtlos weiter. Im zweiten Ausbildungsabschnitt stehen die feuerwehrtechnische Qualifizierung sowie eine praktische und theoretische Schulung zum Rettungssanitäter im Zentrum der Ausbildung. „Außerdem können die zukünftigen Werkfeuerwehrleute auch den Lkw-Feuerschein im Rahmen der Ausbildung machen“, sagt Schilling. Auch die Pflege und Wartung der Geräte und Fahrzeuge gehört zu den Aufgaben. Überdies machen die Teilnehmer auch das Deutsche Sport- und Rettungsschwimmerabzeichen, um nur einige Ausbildungsinhalte zu nennen.
Seit 1973 bilden die hauptamtlichen Bosch-Werkfeuerwehrleute auch Kollegen aus den Freiwilligen Feuerwehren oder aus anderen Betrieben fort. Die moderne Atemschutzübungsanlage im Feuerbacher Werk, die 2016 eröffnet wurde, bietet dafür beste Voraussetzungen: Dort lernen Feuerwehrleute ihre körperlichen und psychischen Belastungsgrenzen kennen. Mit Atemluftflasche und schwerer Montur robben sie durch verrauchte, dunkle und bis zur Schmerzgrenze beschallte Gittergänge. Sie zwängen sich durch enge Öffnungen und Rohre auf verschiedenen Ebenen, versuchen sehr schwere Puppen aus dem Labyrinth zu befreien. Eine echte Tortur. Die Bosch-Übungsstrecke wurde als überörtliche Ausbildungsstätte anerkannt.
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