Schaltungsspezial 2021 - Teil 3: Der Prüfstandstest - MTB-News.de

Schaltungsspezial 2021 - Teil 3: Der Prüfstandstest - MTB-News.de
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  • Von deutschewhiskybrenner
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Welche Mountainbike-Schaltung schaltet am schnellsten? Welche lässt sich am leichtesten bedienen? Und welche spannt die Kette am zuverlässigsten? Lohnt sich der Aufpreis für ein Topmodell oder eine elektronische Schaltung? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir acht aktuelle Kettenschaltungen – von der günstigen Microshift Advent X bis hin zur teuren Rotor 1×13 MTB – auf dem Prüfstand gefahren. So viel vorweg: Die Ergebnisse räumen mit einigen gut gehegten Glaubensgrundsätzen auf, etwa dem, dass elektrische Schaltungen schneller schalten würden … doch dazu mehr im Artikel.

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Inhalt

  • Zusammenfassung
  • Fazit – Prüfstandstest
  • Ausblick Schaltungsspezial Teil 4: Alternativen
  • # Ist Funk schneller als eine mechanische Schaltung? Die SRAM X01 Eagle AXS (hier im Bild) und ihre günstigere kleine Schwester GX Eagle AXS halten die Fahne der Elektrifizierung hoch - doch gelingt die Beweisführung?In der ersten Fassung dieses Artikels ist die TRP TR 12 mit sehr hohen Bedienkräften negativ aufgefallen. Wir haben zusammen mit TRP die Messungen an einer neuen Schaltung in Werkseinstellung der Kupplung verifiziert und unbedenkliche Bedienkräfte festgestellt. Die entsprechenden Passagen dieses Tests haben wir ergänzt – eine detaillierte Aufarbeitung der Hintergründe findet ihr hier: Nachtrag & Korrektur zu Bedienkräften: TRP TR12 mit Werkseinstellung unauffällig.

    SRAM oder Shimano? Die Frage der Schaltung ist für viele Mountainbiker*innen von beinahe religiöser Bedeutung, gibt es doch auf beiden Seiten klare Favoriten und zugehörige Überzeugungen, warum dies so ist. Gerne werden dann das Schaltgefühl oder auch die Schaltgeschwindigkeit beschrieben, was jedoch völlig subjektiv ist. Nüchterner Fakt ist: Heute schalten alle Schaltungen und die Differenzierung findet eher darüber statt, mehr Gänge zu haben oder elektrisch aktuiert und per Funkt angesteuert zu sein. Die echten Unterschiede – so zeigt es sich in unserem großen Marktüberblick aus Teil 2 dieses Schaltungsspezials – liegen bei Preis und Gewicht.

    # In diesem Test ging es uns um messbare Werte, wie die Schaltgeschwindigkeit oder Schaltkraft. - Außerdem wollten wir herausfinden, welchen Einfluss die Elektrifizierung auf diese Werte hat.Diashow: Schaltungsspezial 2021 – Teil 3: Der Prüfstandstest Diashow starten »

    Und die Innovation am Schaltvorgang selbst? Findet man an der Kettenschaltung vergleichsweise selten. Der Durchbruch war, wie wir im ersten Teil des Schaltungsspezials herausgearbeitet haben, sicherlich der Moment, in dem überhaupt zuverlässig zwischen den damals noch wenigen Ritzeln geschaltet werden konnte. Heute haben wir ein enormes Maß an Schaltqualität quer durch alle Gruppen erreicht. Doch eine XTR oder eine XX1 Eagle AXS wirken immer noch wie Statussymbole. Können sie mehr, als nur leichter und eventuell schöner zu sein?

    So viel vorneweg: Um die Frage der Haltbarkeit machen wir in diesem Vergleich einen großen Bogen. Ich hatte schlicht nicht die Zeit, mit jeder Schaltung auf der Rolle 5.000 km zu absolvieren und mich dabei in repräsentativem Umfang mit Staub, Sand und Matsch bespritzen zu lassen. Stattdessen haben wir uns an den wesentlichen Fragen rund um Schaltungen orientiert, die sich reproduzierbar und repräsentativ quantifizieren lassen:

    Gewicht und Preis hatten wir uns bereits in Teil 2, der Marktanalyse, angeschaut. Diese Daten greifen wir selbstverständlich wieder auf. Um das Bild abzurunden, haben wir uns neben den quantifizierten Werten auch noch drei qualitative Bereiche angeschaut:

    In der Summe dieser Analysen beantworten wir dann, welche Schaltung im Feld die beste ist. Sofern sich denn abseits von Preis und Gewicht ein Unterschied messen lässt.

    Video: Vergleichstest Schaltungen

    https://youtu.be/7ZHL2EFqRUAVideo can’t be loaded because JavaScript is disabled: Prüfstandtest MTB-Schaltungen: 8 aktuelle Schaltungen im Vergleich! (https://youtu.be/7ZHL2EFqRUA)

    Prüfstand: Wie haben wir getestet?

    Da wir ausschließlich Kettenschaltungen vergleichen (der Marktüberblick sagt, das deckt den Großteil der verbreiteten Lösungen ab), haben wir unsere Testverfahren entsprechend ausgewählt. Zum ersten Mal haben wir dabei tatsächlich einen Prüfstand verwendet. Schließlich ging es darum, möglichst gut die Effekte von persönlicher Präferenz, Überzeugung und Gefühl auszublenden.

    Ausgangspunkt ist ein einheitlicher Rahmen gewesen, an dem wir die Schaltungen montieren können. Das Team von Nicolai hat uns hier für den Test mit einem Nicolai Argon GTB ausgeholfen, an dem wir alle Schaltungen montiert haben. Tatsächlich ist dieser Rahmen das einzige Bike, das ich jemals zu Hause hatte, aber nicht einen Meter tatsächlich gefahren bin.

    # Unser Testrahmen ist dieses teilweise aufgebaute Nicolai Argon GTB.

    Grund dafür ist, dass wir das Rad direkt auf einem Heimtrainer montiert haben. Dabei haben wir uns für einen Wahoo KickR V5 entschieden, den die Kollegen von Rennrad-News.de gerade im Test gehabt haben (Wahoo KickR V5-Test). Da das gute Stück jedoch nach wie vor nicht mit einem MicroSpline-kompatiblen Freilaufkörper geliefert wird und unsere Versuche, via Novatec einen passenden Freilauf zu besorgen, scheiterten, mussten wir uns erneut umschauen. Wieder half das Team von Rennrad-News, denn Chefredakteur Jan hat sich gerade einen Elite Direto XR geschossen. Die italienische Alternative zum Wahoo kommt mit dem passenden MicroSpline-Freilauf für aktuelle Shimano-Kassetten. Leider jedoch auch mit einer gruseligen App und schwer verständlichem Abo-Modell … weshalb wir bei allen Schaltungen außer den Shimano-Modellen den Wahoo KickR verwendet haben.

    Fertig? Fast. Kleine Studiobeleuchtung und ein iPhone 12 Pro als High-Speed-Kamera auf einem Stativ und schon durfte unser Testtreter Xaver – als Rennradneueinsteiger gänzlich unvoreingenommen hinsichtlich der getesteten Mountainbike-Schaltungen – in die Pedale treten. Nach einigen Probeläufen haben wir folgende Rahmenbedingungen festgelegt:

    # Setup im Büro über das Wochenende - zu Hause wäre kein Platz gewesen und in der eigentlich geplanten Tiefgarage war es im März einfach zu kalt.# Wie misst man die Schaltzeit? Wir messen von Druck am Schalthebel bis Abschluss des Schaltvorgangs - so können wir die Systemunterschiede zwischen elektrischen, hydraulischen und mechanischen Schaltungen ausblenden.# Mit Druck auf den Schalthebel leuchtet die entsprechende LED an der Kettenstrebe auf - dadurch können wir im Video festhalten, wann der Schaltvorgang startet.# Stromversorgung für die LEDs, zeitgemäß im 3D-gedruckten Gehäuse.# „Doing it for the 'gram“ … mehr zum Spaß und für die Storys haben wir auch die Schaltakustik aufgezeichnet - lässt sich heraushören, ob hier Shimano oder SRAM schaltet? # Licht ist Pflicht: Mit zwei starken Lichtquellen leuchten wir die Schaltwerke aus, damit weder Schatten noch hohe ISO-Werte die Aufnahmequalität negativ beeinflussen.# Aufzeichnung der Schaltvorgänge mit 1.000 FPS - da sich die verwendete Sony jedoch als maximal benutzerunfreundlich erweist …# … reproduzieren wir zur Sicherheit alle Aufnahmen mit einem aktuellen iPhone - dieses bietet immerhin 240 FPS.

    Die so dokumentierten Schaltvorgänge haben wir im Anschluss im Video ausgewertet und so die Schaltzeit ermittelt – und uns natürlich auch einen Eindruck des Gangwechsels an sich gemacht. Nicht nur 525Rainer wird sich fragen, ob 100 Watt genug sind. Fakt ist: Wir haben bis hin zu 500 W getestet – aber das hat der Xaver nicht lange mitgemacht. Der eigentliche Punkt ist jedoch: Es ist dabei kein Unterschied zu sehen gewesen. Die Zeiten, in denen Lastschaltung beispielsweise am Umwerfer zu Problemen führte, sind bei den aktuellen Schaltungen soweit ausgeräumt. Zumal, wenn einzelne Gänge geschaltet werden. Und einen Elektromotor wollten wir nicht verwenden, denn die Simulation des menschlichen – etwas unrunden – Tretverhaltens wollten wir uns dann doch ersparen. Ganz allgemein sollte man jedoch auch bei der Kettenschaltung, die unter Last geschaltet werden kann, zumindest ein wenig Kraft rausnehmen. Wir alle machen das mehr oder weniger unterbewusst ohnehin, von dem her haben wir den Test mit den beschriebenen Rahmenbedingungen durchgeführt.

    Nun gibt es noch einen kleinen letzten Kniff: Uns interessiert die Schaltzeit im Sinne von „Betätigung des Schalthebels“ bis „der nächste Gang ist eingelegt“. Nur so lässt sich auch eine Aussage treffen, ob beispielsweise eine elektrische oder hydraulische Aktuation einen Zeitvorteil bringt. Um das zu ermöglichen, hat mein kleiner Bruder Raffael kurzerhand zwei dünne, bereits bei 1 N Last auslösende Taster für die Schalthebel aufgetrieben. Diese hat er mit zwei LEDs versehen, die in einem natürlich 3D-gedruckten Gehäuse an der Kettenstrebe ihren Platz gefunden haben. Auf diese Weise sehen wir in den Filmaufnahmen vom Schaltwerk das Eingangssignal der Hebel – und können die tatsächliche Schaltzeit des Gesamtsystems betrachten.

    # Wie schnell wechselt das Schaltwerk vom einen in den anderen Gang? - Für uns zählt ein Schaltvorgang als beendet, wenn die Kette vollständig auf dem Zielritzel verzahnt ist.# Um vergleichbare Bedingungen zu erreichen, fahren wir mit 100 W Widerstand - in den Schaltzeiten ließ sich abgesehen von der Kadenz kein Unterschied feststellen. Xaver auf dem Sattel freut's.# Höhere Werte haben wir im Vorfeld des Tests ausprobiert, aber keine nennenswerten Unterschiede am Schaltverhalten festgestellt. - Nur der Fahrer fand die Versuche bei 500 W nicht so angenehm. Da hat wohl einer beim Wintertraining geschlampert. # Haben wir an alles gedacht? Die Ergebnisse werden digital erfasst, auf der Checkliste wird abgehakt, damit wir keinen Punkt vergessen. # Wie üblich hat das Umrüsten zwischen den verschiedenen Gruppen gefühlt länger gedauert, als der eigentliche Zyklus auf dem Prüfstand - dabei zeigten sich auch die konzeptbedingten Unterschiede zwischen den Herstellern ziemlich deutlich.# Eine penible Einstellung ist das A und O jeder Schaltung …# … deshalb wird vor jedem Testlauf das Setup geprüft und feinjustiert, bis jeder Gang flutscht. - Beeindruckend wie viel besser die Einstellerei geht, wenn kein Hinterrad im Weg ist!

    Was bleibt, sind ein Tag auf der Rolle mit viel Schrauben und noch mehr Treten – und die Analyse von über 1.000 Schaltvorgängen im Video. Klingt nach insgesamt relativ viel Aufwand. War es auch. Wir wollten aber eine Antwort auf die Frage liefern, ob es Unterschiede gibt und wenn ja, wie groß diese sind. Außerdem geht es für mich persönlich ums Prinzip: Was bringt eine elektrisch aktuierte Schaltung? Schon bei uns in der Redaktion scheiden sich an diesem Punkt die Geister.

    Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass wir zur Bestimmung der Losbrechkraft des Käfigs einen hochwertigen Federkraftmesser mit Schleppzieher verwendet haben. Dieser kam auch zur Bestimmung der Hebelkräfte zum Einsatz. Die Hebelwege haben wir mit einem Messschieber bestimmt. Alles weit weniger spektakulär, aber wichtig für das Gesamtergebnis.

    # Mit Hilfe eines Federkraftmessers mit Schleppzieher messen wir die Losbrechkraft am Schaltwerkkäfig - sie repräsentiert, wie stark das Schaltwerk die Kette spannt, bevor die Kupplung auslöst und den Käfig freigibt.# Messung der Schaltkräfte am Schalthebel - ebenfalls wieder mit dem Federkraftmesser.

    Teilnehmerfeld: Wen haben wir getestet?

    Um aus dem breiten Angebot eine relevante Auswahl zu treffen, haben wir acht verschiedene Schaltungen zum Test geordert. Initial wollten wir uns vor allem auf den eingangs erwähnten Religionsstreit zwischen SRAM und Shimano konzentrieren. Doch im Laufe der Recherche zum Markt ist schnell klar geworden: Es gibt die Alternativen, auch wenn sie teils weit weniger bekannt sind. Angesichts dessen setzt sich unser Testfeld wie folgt zusammen:

    # Shimano XTR M9100# Shimano Deore M6100# SRAM X01 Eagle AXS# SRAM GX Eagle AXS# Rotor 1x13 MTB# TRP TR12# SRAM NX Eagle# Microshift Advent X

    Selbstverständlich fehlen hier echte Exoten wie Ingrid aus Italien (zum Zeitpunkt des Tests nicht lieferbar) oder ein Klassiker wie die Shimano XT (wir konzentrieren uns auf Top- und Einsteigermodelle). Auch dedizierte Downhill-Antriebe sind nicht abgebildet (wer schaltet da schon?). Zwei Schönheitsfehler gibt es in dieser Auswahl dennoch:

    1. Wir hätten gerne die SRAM XX1 Eagle AXS als Gegner der Shimano XTR genutzt, doch die war nicht lieferbar. Also haben wir die X01 verwendet.
    2. Der von uns gewünschte Test der mechanischen SRAM XX1/X01-Schaltung gegen die elektrische AXS-Variante war leider nicht möglich.

    Abgesehen von diesen zwei kleinen Punkten sind wir zufrieden mit der Auswahl. Zumal in einem Jahr, das davon geprägt ist, dass man einfach keine Teile bekommt. Gerne hätten wir noch weitere Modelle getestet, doch die Sunrace 12-fach-Schaltung war nicht schnell genug verfügbar und die Komponenten von Box Components sind derzeit in Deutschland nicht im Verkauf. Hier gibt es offenbar patentrechtliche Probleme und keinen Importeur mehr.

    # Der Umwerfer ist raus, zumindest an den allermeisten Rädern - wir haben daher nur 1-fach-Antriebe getestet.# Mit 13 Gängen ist die Rotor 1x13 MTB klarer Exot im Test …# … auf der anderen Seite haben wir mit der Microshift Advent X auch eine günstige 10-fach-Schaltung getestet. Die meisten Schaltungen sind aber 12-fach-Antriebe gewesen.

    Somit bleiben vier weitere Randbemerkungen zum Test:

    1. Alle Schaltungen sind uns von den Herstellern für den Test kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Mit Ausnahme der Microshift Advent X sind alle Schaltungen neu gewesen, bei der Shimano XTR (Shimano XTR M9100-Langzeit-Test) kam aus Gründen der Verfügbarkeit eine ca. 100 km gefahrene Kassette aus einem anderen Testrad zum Einsatz. Das Jahr 2021 lässt grüßen … und stark auch, dass im Giant Reign 29-Test direkt von einem User entdeckt wurde, dass die XTR-Kassette auf einzelnen Fotos fehlt. Ihr seid Spitze!
    2. TRP stellt keine eigene Kassette her, weshalb wir sie mit einer e*thirteen Helix R-12-fach-Kassette (9–50 Zähne) kombiniert haben. Da der Hersteller selbst gestanzte SRAM Kassetten empfiehlt, geben wir die Referenzwerte für Preis und Gewicht unter Verwendung einer SRAM GX Eagle Kassette (10-50 Zähne) an.
    3. Rotor und Microshift stellen keine eigenen Ketten her. Hier haben wir jeweils passende 12- und 10-fach-Ketten von KMC verwendet. Damit haben wir den dritten großen Kettenhersteller neben SRAM und Shimano an Bord.
    4. Alle mechanisch angesteuerten Schaltungen haben wir mit den serienmäßigen Schaltzügen sowie Standard Shimano-Zughüllen montiert.
    5. Für die Marktübersicht und Gruppenfotos haben wir (soweit verfügbar) die zugehörigen Kurbeln verwendet. Am Prüfstands-Bike haben wir der Einfachheit halber eine RaceFace Next R-Kurbel mit 32er Kettenblatt montiert. Die Kurbel und das Kettenblatt haben keinen Einfluss auf die gemessene Schaltqualität oder Schaltgeschwindigkeit. So haben wir deutlich weniger zu Schrauben gehabt.
    # Nicolai stellt uns für den Test die passende Basis zur Verfügung - das wohl einzige Rad, das ich je hatte, aber nie abseits der Rolle gefahren bin.# Vorbereitung ist alles: Bevor es auf den Prüfstand geht, haben wir alle Schaltungen vormontiert und grob eingestellt.# Nachdem wir viele Schaltungen schon in intensiven Praxistests beleuchtet haben, ist der Prüfstandstest im Vergleich über verschiedene Systeme der logische nächste Schritt gewesen.# Zwölf Gänge sind aktuell der Standard, doch wir haben auch eine 10-fach-Schaltung (Microshift) im Einsteigersegment sowie eine 13-fach-Schaltung (Rotor) im Premiumsegment mit im Test.# Wenn ein Hersteller keine komplette Schaltgruppe anbietet, haben wir kurzerhand gemixt - an der TRP TR12 fahren wir eine e*thirteen Helix R Kassette.# Wir fokussieren uns auf das Schaltwerk - deshalb kommt im Test an allen Schaltungen eine RaceFace Next R-Kurbel zum Einsatz.

    Testergebnis: MTB-Schaltungen

    Damit genug der Vorrede – schauen wir uns die Ergebnisse im Vergleichstest der wichtigsten Mountainbike-Schaltungen im Hinblick auf Schaltgeschwindigkeit, Schaltkräfte, Hebelwege und Käfigspannkraft an.

    Schaltzeiten / Schaltgeschwindigkeit

    Die Zeit für einen Schaltvorgang haben wir wie folgt definiert: Druck des Schalthebels bis die Kette das neue Ritzel vollständig umschließt. In der Videoanalyse zeigt sich, wie wichtig insbesondere der letzte Punkt ist. Bei einigen Schaltungen „springt“ die Kette am Ende des Schaltvorgangs auf das neue Ritzel, bevor sie sich beruhigt. Bei anderen Schaltungen wird sie „sanft übergeleitet“. Diese Charakteristik haben wir abgesehen von ihrem Einfluss auf die Schaltzeit nicht bewertet. Sie ist jedoch subjektiv deutlich spürbar und der eigentliche Grund für die verschiedenen Glaubensrichtungen – es empfiehlt sich hier, die Videos der Schaltvorgänge anzuschauen.

    Die Ergebnisse in absoluten Zahlen (Mittelwerte über alle Gänge, jeweils mindestens fünf Messungen je Schaltvorgang) lesen sich wie folgt:

    # Bei der mittleren Schaltzeit über alle Gänge liegen die Kontrahenten eng zusammen - die meisten Abweichungen sollten im Rahmen der Messungenauigkeit liegen, doch manche Ergebnisse scheinen tatsächlich vorhanden zu sein. Beim Schalten auf ein kleineres Ritzel geben die mechanischen Schaltungen den Zug frei, was sich negativ auf die Schaltzeit auswirkt. Die elektrische SRAM AXS-Schaltungen hingegen spielen hier ihren Vorteil aus, sind jedoch in der Gegenrichtung minimal langsamer.

    Mit Ausnahme der elektrischen SRAM AXS-Schaltungen schalten alle Testkandidaten schneller auf ein größeres Ritzel, als auf ein kleineres. Die Bandbreite reicht dabei von 0,35 bis 0,44 Sekunden. In Prozent ist das ein substanzieller Unterschied (25,7 %), der mit 9 Hundertstelsekunden gefühlt aber nur bedingt auszumachen ist.

    Im Mittelwert am schnellsten schaltet die SRAM NX Eagle mit 0,35 s, unmittelbar vor der Shimano Deore M6100 sowie der TRP TR 12 (jeweils 0,36 s). Diese Differenz liegt definitiv im Rahmen der Messungenauigkeiten unseres Testaufbaus, hebt aber in maximal deutlicher Weise hervor, dass der Preis einer Schaltung keinen Einfluss auf die Schaltgeschwindigkeit hat! So unterliegt die Shimano XTR der Deore (in beiden Richtungen, jeweils um wenige Hundertstelsekunden). Die X01 AXS (SRAM X01 AXS-Langzeit-Test) kann zwar die günstigere GX Eagle AXS (SRAM GX AXS-Test) hinter sich lassen, aber nur um 0,03 s – also auch klar im Bereich der Messtoleranzen.

    Die langsamste Schaltung beim Schalten auf ein größeres Ritzel ist dann auch die elektrischen SRAM GX Eagle AXS, knapp hinter der MicroShift Advent X, der Rotor 1×13 MTB und der SRAM XX1 Eagle AXS. Die ist dafür die schnellste Schaltung, wenn von einem größeren auf ein kleineres Ritzel geschaltet wird. Sie liegt mit 0,40 s knapp vor der GX Eagle AXS (0,43 s) sowie der SRAM NX Eagle (0,46 s). In etwa gleich schnell sind Shimano Deore M6100, TRP TR12 und MicroShift Advent X (jeweils 0,48 s). Die Shimano XTR M9100 und die Rotor 1×13 MTB sind mit 0,49 s die langsamsten Schaltungen im Vergleich. Auch hier zeigt die Bandbreite von 0,40 bis 0,49 s in Prozent ausgedrückt einen echten Unterschied (22,5 %), absolut betrachtet ist jedoch auch hier keine Geschwindigkeitsdifferenz spürbar.

    # Je größer das Ritzel, desto länger die Schaltzeit - Grund hierfür ist vor allem, dass mehr Kettenglieder umspringen müssen und es länger dauert, bis die Kette die nächste Steighilfe findet.

    Neben den Mittelwerten haben wir uns auch angeschaut, wie sich die Schaltzeit von Gang zu Gang verändert – und dabei auch die Schaltrichtung berücksichtigt. Hierbei zeigt sich, dass mit den großen Gangsprüngen auf den größten Ritzeln der Kassette die Schaltzeiten deutlich ansteigen. So dauert der Schaltvorgang vom ersten in den zweiten Gang nur etwa halb so lang wie der vom elften in den zwölften. Hauptursache hierfür ist, dass die Kette deutlich länger um das Ritzel laufen muss, bevor der Schaltvorgang beendet ist. Aufgrund der vorgegebenen Kadenz ist in unserem Test die Kettengeschwindigkeit konstant. In der Praxis muss das nicht der Fall sein – je nach Fahrstil werden stark unterschiedliche Kadenzen getreten, die natürlich einen Einfluss auf die absolut gemessenen Zeiten haben.

    In der Vielzahl der Messungen fallen nur wenige Ausreißer im Testfeld auf. Beim Heraufschalten auf den größeren Ritzeln fällt die günstige Microshift Advent X klar gegenüber den Wettbewerbern zurück. Im Gegensatz dazu liegt die TRP TR12 ab dem siebten Gang und aufwärts jeweils am unteren Ende des Testfeldes (also bei den schnelleren Schaltungen). Interessant ist, dass die hydraulische Rotor MTB 1×13 auf den kleinen Ritzeln eher am oberen Ende des Feldes liegt (also relativ langsamer ist), während sie auf den größeren Ritzeln zu den schnelleren (und schnellsten) Schaltungen gehört. Hier kann sie von ihrer engeren Abstufung profitieren, die der zusätzliche Gang mit sich bringt. Die gesammelten Werte zeigt die folgende Grafik:

    # Der Prüfstandstest in einem Bild zusammengefasst: Alle Schaltungen schalten auf den kleinen Ritzeln schneller als auf den großen - und das Schalten auf ein größeres Ritzel ist schneller als auf ein kleineres.

    Schaltungsspezial 2021 - Teil 3: Der Prüfstandstest - MTB-News.de

    Neben den Werten zur Schaltzeit als Maß für die Schaltgeschwindigkeit der von uns getesteten Mountainbike-Schaltungen haben wir uns auch die zugehörigen Standardabweichungen für unsere Versuchsreihen angeschaut. Hierbei haben sich jedoch keine augenfälligen Unterschiede ergeben. Wohl aber lässt sich aus den Daten herauslesen, dass die elektrisch aktuierten SRAM AXS-Schaltungen minimal weniger Standardabweichung aufweisen als die mechanischen Schaltungen. Bei der hydraulischen Rotor MTB 1×13 hatten wir einige Schaltvorgänge, die wir mangels präziser Bedienung ausschließen mussten. Grund hierfür ist vor allem fehlende Erfahrung (auf dem Prüfstand haben wir sie zum ersten Mal gefahren), zu einem Teil aber auch, dass derselbe Hebel zum Schalten in beide Richtungen verwendet wird. Den Unterschied macht dabei, wie tief der Hebel gedrückt wird. Das will gelernt sein und ist systembedingt. Besser ist es nicht.

    Was unsere Analyse der Schaltzeiten nicht bewertet, ist die Qualität des Schaltvorgangs. Sie beschreibt, wie die Kette von einem auf das andere Ritzel wechselt. Einen korrekten Schaltvorgang angenommen, gibt es hier im Groben wie beschrieben zwei Optionen: Entweder die Schalthilfen funktionieren wie gedacht und die Kette wechselt ohne erkennbaren Sprung ausgehend von einem beliebigen ersten Kettenglied auf das nächstgrößere, beziehungsweise -kleinere Ritzel. Oder (und im weniger sauber entwickelten Fall) springt die Kette mit allen Gliedern auf das größere Ritzel, nachdem die volle Umschlingung aufgelaufen ist.

    In der Videoanalyse für die Schaltzeiten zeigen sich zwischen den Kandidaten im Test erhebliche Unterschiede. Vor allem die Shimano Hyperglide Plus-Kassetten zeigen in beeindruckender Art und Weise, wie rund und weich ein Schaltvorgang im Jahr 2021 verlaufen kann. Diese Unterschiede sind jedoch relativ schwerer zu quantifizieren und bringen am Ende des Tages keinen direkten Vorteil. Hinzu kommt, dass wir nicht ausschließen können, dass die Betätigung am Hebel einen Einfluss auf das beobachtete Verhalten hat. Etwaige Auswirkungen auf die Haltbarkeit des Antriebs sind denkbar, von uns aber nicht mess- und bewertbar. Wer hier mehr weiß, darf diesen Artikel gerne ergänzen. Wer sich einen Eindruck vom beschriebenen Schaltverhalten machen will, der kann alle 1.094 Schaltvorgänge für alle Schaltungen im eingangs verlinkten Video anschauen. Viel Spaß!

    Schaltzeiten – Zusammenfassung

    Schaltkräfte

    Die Schaltkraft bestimmt, welche Kraft am Schalthebel angelegt werden muss, um einen Schaltvorgang auszulösen. Diese Kraft sollte so hoch liegen, dass eine unbeabsichtigte Bedienung ausgeschlossen ist – und natürlich so niedrig, dass einem „nicht der Daumen abfällt“.

    Während die untere Grenze mit großer Wahrscheinlichkeit von der eigenen Motorik, dem Einsatzbereich und letzten Endes der Präferenz abhängig ist, gibt es für die obere Grenze klare Regeln. Wir orientieren uns hierbei zunächst am Grundsatzdokument „Manuelle Arbeit ohne Schaden“ der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Es definiert Maximalkräfte, die von den meisten Beschäftigten kurzzeitig aufgebracht werden können. Die Druckkraft mit dem Daumen wird hierbei auf maximal 70 N (das entspricht ca. 7 kg) gesetzt. Dieser Wert sollte nicht überschritten werden, wenn die Schaltung dauerhaft sicher und verletzungsfrei bedienbar sein soll.

    Die Schaltkräfte haben wir mit einem Federkraftmesser bestimmt, dessen Aufnahmepunkt wir mittig auf dem Schalthebel platziert haben. Beim Ziehen bis zum Schaltpunkt haben wir darauf geachtet, dass der Kraftmesser genau in der Schwenkebene des Schalthebels liegt, um etwaige Einflüsse durch Reibung zu minimieren.

    Das Ergebnis: Die getesteten Schaltungen liegen hinsichtlich der erforderlichen Schaltkraft relativ weit auseinander. Das gilt nicht nur zwischen den Herstellern, sondern teils auch zwischen verschiedenen Produkten eines Herstellers. Die folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse in der Übersicht.

    # Ist die Schaltkraft am Schalthebel zu niedrig, kann unter Umständen ungewollt geschaltet werden; ist sie zu hoch, bricht einem gefühlt der Daumen ab - wer die TRP TR12 mit Werkseinstellungen fährt bekommt Handkräfte, die gegenüber dem Wettbewerb leicht erhöht aber unproblematisch sind. Die sehr hohen Werte aus unserem ersten Test sind auf eine fehlerhaft zu "straff" eingestellte Kupplung am Käfig zurückzuführen und daher nicht repräsentativ.

    Klar ist, dass bei mechanischer und hydraulischer Betätigung die Kraft entgegen der Feder im Schaltwerk höher ausfällt – also beim Schalten auf ein größeres Ritzel (die Zeiten von inversen Schaltwerken sind zum Glück vorbei). Um diesem Effekt entgegenzuwirken, setzen fast alle Hersteller auf einen längeren Hebel zum Hochschalten. Soweit die Theorie, die für elektrische Schalthebel natürlich nicht zutreffend ist.

    Die geringsten Schaltkräfte weisen wie erwartet die elektronischen Taster der SRAM AXS-Schaltungen auf. Jeweils 7 N zum Schalten auf ein größeres Ritzel und 11 N für die Gegenrichtung messen wir. Den letzten Wert erreicht jedoch auch die mechanische Shimano Deore (Shimano Deore M6100-Test) – beim Hochschalten kommt sie jedoch mit 14 N auf den doppelten Wert. Interessant ist hier im Vergleich die Shimano XTR: Bei fast identischer Hochschaltkraft (15 N) kommt sie beim Runterschalten auf deutlich höhere 24 N. Die Vermutung ist, dass dieser Unterschied in der Multi Release-Technologie der XTR begründet ist. Sie ermöglicht es mit einem Hebeldruck mehrere Gänge auf einmal zu schalten.

    In beide Schaltrichtungen weitestgehend identische Schaltkräfte weist die MicroShift Advent X auf (16 N hoch, 17 N runter). Bei der Rotor 1×13 MTB schaltet es sich deutlich leichter auf das kleinere Ritzel (15 N), während für das Hochschalten auf ein größeres Ritzel immerhin mindestens 28 N fällig werden. Grund hierfür ist, dass derselbe Hebel tiefer gedrückt werden muss. Vom beschriebenen mechanischen Vorteil des längeren Hebels kann Rotor im Setup mit nur einem Hebel nicht profitieren.

    Somit bewegen sich fast alle Schaltungen irgendwo zwischen 7 und 28 N. Die Streuung ist definitiv spürbar und natürlich gibt es hier persönliche Vorlieben. Die 7 und 11 N der SRAM AXS-Schaltungen sind mir persönlich zu wenig, da in ruppigem Terrain Fehlbedienungen nicht ausgeschlossen sind. Die Werte zwischen 15 und 20 N fühlen sich für mich genau richtig an und auch die 24 oder 28 N bei der XTR oder Rotor sind kein Problem – wenn auch auf Dauer eine Ecke straffer.

    Aktualisierung zur TRP TR 12Ein besonderes Augenmerk haben wir in unserem Prüfstandsvergleich auf die TRP TR 12 geworfen. Sie war im Test mit sehr hohen Schaltkräften aufgefallen (TRP TR12-Test). Diese Beobachtung hat sich auf dem Prüfstand teilweise erhärtet. Im ersten Versuch messen wir 44 bis 85 N Bedienkraft für das Schalten auf ein größeres Ritzel (abhängig von der Einstellung der Kupplungskraft) und 27 N für ein kleineres. Beide Werte liegen sehr hoch (und teils auch außerhalb der eingangs zitierten Gesundheitsempfehlungen). Gleichzeitig fühlen sie sich dank der kurzen Hebelwege knackig und irgendwie auch schnell an.

    Im Nachgang des Tests hat sich TRP aufgrund der negativen Ergebnisse bei uns gemeldet und wir haben gemeinsam die Messreihe mit einem neuen Schaltwerk in Werkseinstellung reproduziert. Dazu gibt es einige wesentliche Anmerkungen: Entgegen der ersten Beschreibung ist die Kupplungskraft nicht stufenlos einstellbar. Stattdessen empfiehlt TRP zunächst mit Werkseinstellung für die Kupplung zu starten und nur bei spürbarem Verschleiß nachzustellen. Auf keinen Fall sollte die Kupplung zu stark vorgespannt werden, wobei dieses Maximum nicht spezifisch definiert oder durch einen Anschlag spürbar ist. Aus Kundensicht ist dieser Hinweis von erheblicher Bedeutung und tatsächlich war in unserem ersten Test exakt das passiert.

    Als wir die Kupplungskräfte mit der neuen Schaltung in Werkseinstellung wiederholt haben, ergibt sich ein grundlegend anderes Bild. Nun liegen die Bedienkräfte bei 33 N für den Schaltvorgang auf ein größeres Ritzel und 15 N für die Gegenrichtung auf ein kleineres. Damit liegt die TRP TR 12 immer noch leicht erhöht gegenüber dem Wettbewerb, bleibt jedoch deutlich unter gesundheitlich bedenklichen oder unangenehmen Werten. Wir haben die entsprechende Stellungnahme von TRP sowie unsere Aufarbeitung im Detail in diesem ergänzenden und korrigierenden Artikel zusammengefasst. Unser Warnhinweis auf die zu hohen Schaltkräfte der TRP TR 12 erübrigt sich damit.

    Schaltkräfte – Zusammenfassung

    Hebelwege

    Der Hebelweg beschreibt, wie weit der jeweilige Schalthebel gedrückt werden muss, um einen Schaltvorgang auszulösen. Je nach Modell und vor allem auch der verwenden Schalttechnologie, ergeben sich hier erhebliche Unterschiede. Die Messergebnisse der Hebelwege sind in der folgenden Grafik zusammen gefasst.

    # Deutliche Unterschiede bei den Hebelwegen: Die Controller der SRAM AXS-Schaltungen brauchen wenige Millimeter Bedienweg, während die hydraulische Rotor 1x13 MTB volle 42 mm Daumenbewegung braucht, um den Schaltvorgang auszulösen.

    Passend zu den sehr geringen Bedienkräften der SRAM AXS-Schalthebel haben sie auch denkbar kurze Hebelwege. Wir messen 2 mm für ein größeres Ritzel und 3 mm für ein kleineres. Klar: Wo kein Schaltzug oder Hydrauliköl bewegt werden muss, gibt die Elektronik den Hebelweg vor. Und da reicht bekanntermaßen schon ein minimaler Weg. Ob SRAM in einer der kommenden Iterationen wohl auf kapazitative Touch-Schalter geht? Inspiriert von Tesla und der gesamten Autoindustrie? You heard it here first – der offensichtliche Unsinn ist hoffentlich klar!

    Zurück zum Thema und den mechanischen Schaltungen. Die weisen relativ unterschiedliche Hebelwege auf. Von kurz und knackig für die TRP TR12 (15 / 5 mm) über die SRAM NX Eagle (19 / 5 mm) (SRAM NX Eagle-Test) hin zu den beiden Shimano-Schaltungen (Deore: 26 / 10 mm, XTR: 22 / 11 mm) oder auch der MicroShift Advent X (23 / 6 mm) liegen alle Schaltungen relativ weit gestreut. Ihnen allen gemein ist, dass am längeren Hebel zum Schalten auf größere Ritzel mehr Weg zurückgelegt werden muss. Grund hierfür ist wie beschrieben eine sinnvolle Reduktion der Hebelkräfte, wenn entgegen der Spannfeder im Schaltwerk gearbeitet wird.

    Konstruktionsbedingt längere Hebelwege erfordert die Rotor 1×13 MTB. Um die benötigte Ölmenge in Bewegung zu setzen, muss ihr Hebel volle 26 mm für ein kleineres Ritzel und ganze 42 mm für ein größeres Ritzel bewegt werden. Das ist deutlich mehr als bei der Konkurrenz, war ergonomisch jedoch auch noch problemlos. Zumindest für normal große Männerhände. Donald Trump könnte es hier gegebenenfalls schwerer haben. Eher erfordert die wegabhängige Schaltrichtung eine Eingewöhnung, die man nicht unterschätzen sollte.

    Hebelwege – Zusammenfassung

    Spannkraft Schaltwerk

    Als letzte Dimension betrachten wir die Losbrechkraft am Schaltwerkskäfig. Die erste Firma, die eine Reibkupplung im Drehpunkt des Schaltwerkkäfigs platzierte, war Shimano. Das Wirkprinzip: Wenn die Feder, über die der Käfig die Kette spannt, unter höherer Spannung steht, wird das Leertrum der Kette zwischen Kettenblatt und dem unteren Schaltröllchen besser ruhig gehalten. Das führt wiederum dazu, dass die Kette auch ohne Kettenführung seltener am Kettenblatt abgeworfen wird – im Idealfall gar nicht. Diese Eigenschaft war spätestens mit der Einführung der SRAM-1×11-Antriebe zwingend erforderlich, denn hier gab es keinen Umwerfer mehr, der die Kette auf dem Kettenblatt führt. Was zunächst ungewöhnlich aussah, ist inzwischen der Standard. Umwerfer sind im Jahr 2021 am Mountainbike ein Ding der Vergangenheit. Nicht ohne Grund gibt es in diesem Test keinen einzigen Umwerfer. Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal für die Beseitigung des Umwerfers bedanken. Das macht auf dem Trail mehr Spaß, hilft der Entwicklung von Rahmen und verbessert die Schaltqualität. Und hat uns in diesen Test sehr viel Arbeit gespart.

    Die Kupplung im System wird benötigt, damit sich die Kettenlänge noch ändern kann. Das wird einerseits während des Schaltvorgangs benötigt, andererseits aber auch beim Einfedern des Hinterbaus von vollgefederten Bikes. Ist die Kettenspannung zu hoch, wird der Hinterbau beim Einfedern behindert und der Schaltvorgang negativ beeinflusst. Ist sie zu niedrig, kann die Kette auf ruppigen Streckenabschnitten abgeworfen werden. Das führt dann am Kurvenausgang unter Umständen zu unschönen Stürzen …

    Bereits vor ziemlich genau neun Jahren haben wir getestet, wie gut die neuartigen Schaltwerke von Shimano und SRAM die Kette kontrollieren. Dabei lag unser Fokus darauf, wie oft bei der Abfahrt über eine Treppe die Kette die Kettenstrebe berührt – und wie oft die Kette abgeworfen wird. Diesen Test haben wir nicht repliziert, doch die gemessene Käfigspannung haben wir erneut aufgenommen. Für die Messung haben wir wieder den hochwertigen Federkraftmesser mit Schleppzieher von der Hebelkraftmessung verwendet und jeweils auf Höhe des unteren Schaltröllchens die Kraft gemessen, die bei aktivierter (und soweit möglich auch deaktivierter) Kupplung benötigt wird, um das Losbrechmoment der Kupplung zu überwinden.

    # Die Losbrechkraft des Schaltwerks beschreibt, mit welcher Kraft am Käfig gezogen werden muss, damit die Kupplung auslöst - der marktübliche Mittelwert liegt bei 36 N - bei der TRP TR12 ist die Kraft über zwei Madenschrauben einstellbar. Während die Werkseinstellung Werte von 23 N liefert, die deutlich niedriger als der Wettbewerb sind, kann man die Kupplung bis über 100 N Losbrechkraft "straffer" stellen. An den Schrauben ist jedoch nicht erkennbar, welche Einstellung gerade vorliegt. Gleichzeitig steigen die Schaltkräfte teils empfindlich an. Die klare Empfehlung ist daher: Werkseinstellungen beibehalten.

    Als einzige Schaltung mit frei einstellbarer Losbrechkraft macht die TRP TR 12 einen echten Unterschied. Bei maximaler Vorspannung über minimale Drehung von zwei kleinen Madenschrauben am Drehpunkt (unpraktisch für ein reproduzierbares Ergebnis oder feine Einstellungen) kann sie bis über 100 N eingestellt werden. Dabei kann laut Hersteller jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Kupplungsplatte sich verformt und dauerhaft erhöhte Kräfte anliegen. Gleichzeitig steigt auch die Hebelkraft auf bis zu den initial gemessenen 85 N. Das lässt sich nicht mehr ergonomisch sinnvoll von Hand bedienen.

    Im Nachgang unseres Test haben wir mit TRP nochmals eine Schaltung in Werkseinstellung gemessen, um hier Klarheit zu schaffen. So kommt die originale TRP TR 12 auf eine Losbrechkraft von 23 N an der Käfigkupplung. Dieser Wert ist der niedrigste im Test. Doch wie bei der Hebelkraft beschrieben kommt die TRP damit in ein ergonomisch sinnvoll bedienbares Fenster.

    Etwas stärker spannt das MicroShift Advent X-Schaltwerk (30 N). Bei Shimano (Deore: 37 N, XTR: 44 N), SRAM (NX Eagle: 35 N, GX Eagle AXS: 37 N, XX1 Eagle AXS: 38 N) und Rotor (42 N) scheint ein Konsens gefunden worden zu sein, bei welcher Kraft der Schaltwerkskäfig ungefähr auslösen soll. Oder die Firmen haben ihre Benchmarks gemacht, denn der Mittelwert auf dem Markt liegt bei 36 N.

    Konstruktionsbedingt gibt es bei den Kupplungen große Unterschiede, die wir hier jedoch nicht mehr weiter betrachtet haben. Ebenso gehen wir für den Moment nicht näher darauf ein, inwieweit die Kupplung bei Verschleiß nachgestellt werden kann (z. B. Shimano, TRP) oder nicht (z. B. SRAM). Bei Shimano, TRP und MicroShift lassen sich die Kupplungen manuell deaktivieren, um den Radausbau zu vereinfachen. Die in der Praxis bessere Lösung hat seit Jahren SRAM, wo der Käfig in offener Stellung arretiert werden kann – die Kupplung bleibt dafür jedoch aktiviert. Rotor geht nochmals einen anderen Weg und ermöglicht es, den Käfig manuell zu trennen und so die Spannrolle zu entlasten. Hintergrund dieser verschiedenen Lösungen sind sehr wahrscheinlich patentrechtliche Überlegungen, funktionieren tun sie soweit alle. Am einfachsten hat das jedoch SRAM umgesetzt.

    Spannkraft – Zusammenfassung

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    Zusammenfassung

    Welche Schaltung gewinnt unseren Prüfstandstest? In unser Gesamtergebnis fließt neben den quantifizierten Messungen auch die qualitative Bewertung mit ein. Dabei betrachten wir natürlich Preis und Gewicht, aber auch Montage, Einstellung und Servicefreundlichkeit. Die folgenden Tabellen zeigen die dabei ermittelten Ergebnisse in der Übersicht:

    Technische Daten und Messwerte

    KategorieEinheitMicroshift Advent XRotor MTB 1x13Shimano Deore M6100Shimano XTR M9100SRAM GX Eagle AXSSRAM NX EagleSRAM X01 Eagle AXSTRP TR 12
    Preis[€]166.221402.85175.97631.64763.90206.971061.14587.47
    Gewicht[g]14371051138410731265141110981142
    Schaltgeschwindigkeit (Mittelwert alle Gänge)[s]0,450,450,420,440,430,410,410,42
    Spannkraft Käfig[N]3042374437353823
    Hebelkraft größeres Ritzel[N]16281415721733
    Hebelkraft kleinere Ritzel[N]1715112411121115
    Hebelweg größeres Ritzel[mm]23422622219215
    Hebelweg kleinere Ritzel[mm]62610113535

    Montage und Einstellung

    KomponenteDetailMicroshift Advent XRotor MTB 1x13Shimano Deore M6100Shimano XTR M9100SRAM GX Eagle AXSSRAM NX EagleSRAM X01 Eagle AXSTRP TR 12
    KassetteFreilaufkörperHGRotor (HG-based)MicrosplineMicrosplineXDHGXDXD
    Einzelteile318811512
    WerkzeugStandardStandardStandardStandardStandardStandardStandardStandard + 2 mm Inbus
    SchaltwerkWerkzeug Montage5 mm InbusTorx5 mm Inbus5 mm Inbus5 mm Inbus5 mm Inbus5 mm Inbus5 mm Inbus
    Werkzeug Schaltzug4 mm Inbusn.a.4 mm Inbus4 mm Inbusn.a.4 mm Inbusn.a.4 mm Inbus
    Werkzeug Einstellung3 mm Inbus2.5 mm inbus2 mm inbus2 mm Inbus3 mm Inbus3 mm Inbus3 mm Inbus3 mm Inbus
    Einstellhilfe B-Screwneinnein (15 mm Gap)jajaja (separat)ja (separat)ja (separat)ja
    Einstellhilfe Kettenlängeneinneinneinneinneinneinneinja
    Kupplung deaktivierbarjaneinjajaneinneinneinja
    Käfig arretierbarneinneinneinneinjajajanein
    SchalthebelWerkzeug Montage4 mm Inbus4 mm inbus4 mm inbus4 mm InbusT254 mm InbusT254 mm Inbus
    Geteilte Klemmeneinneinneinneinneinneinneinnein
    IntegrationNeinSRAMShimano iSpec EV (separat)Shimano iSpec EV (separat)SRAMSRAMSRAMSRAM

    Wartung und Reparatur

    KomponenteDetailMicroshift Advent XRotor MTB 1x13Shimano Deore M6100Shimano XTR M9100SRAM GX Eagle AXSSRAM NX EagleSRAM X01 Eagle AXSTRP TR 12
    ZugwechselWerkzeugPhillipsn.a.PhillipsPhillipsn.a.keinesn.a.keines
    KommentarSchraube dreht schon im Neuzustand durchHydraulisches System (geschlossen)-Elektrisches SystemWechsel erfordert Lösen des HebelsElektrisches SystemFummelige Klappe
    KassetteEinzelteile tauschbar?neinneinja, 5ja, 5neinneinneinja, 2
    KäfigkupplungNachstellbarneinneinjajaneinneinneinja
    Kommentar---mit Wasserablauf----

    Ergebnis Gesamtwertung

    Die einzelnen Werte gehen dabei mit einer Gewichtung ein, die wir anhand der Bedeutung im Alltag festgelegt haben. Anders als in den allgemeinen Bike-Tests beruhen alle Eingangswerte in diesem Vergleich auf Messungen, sodass wir ausnahmsweise eine Punktelogik vergeben, um die Schaltungen zu vergleichen und einen Sieger zu küren.

    Der Preis, die Schaltgeschwindigkeit und die Spannkraft sind die wesentlichen Faktoren, die für uns die Leistung einer Schaltung zusammenfassen. Daher gehen sie mit jeweils 20 % in die Eigenschaftswertung ein. Mit jeweils 10 % bewerten wir Einstellung und Service – die Einstellung entscheidet darüber, ob das Potenzial an Präzision und Schaltgeschwindigkeit auch für normalsterbliche Schrauber realisiert werden kann. Der Service entscheidet, ob im Urlaub einfach kompatible Ersatzteile zu finden sind. Oder ob immer die gesamte Kassette getauscht werden muss, wenn auch nur die kleinen Ritzel verschlissen sind. Mit noch 5 % gewichten wir jeweils Hebelkraft, Hebelweg, die Montage und das Gewicht. Manch einer mag dem Gewicht mehr Raum einräumen, doch im Gesamtpaket eines Fahrrades und seiner Eigenschaften ist dem Gewicht der Schaltung kein höherer Anteil zuzuschreiben.

    KategorieGewichtungMicroshift Advent XRotor MTB 1x13Shimano Deore M6100Shimano XTR M9100SRAM GX Eagle AXSSRAM NX EagleSRAM X01 Eagle AXSTRP TR 12
    Preis20 %51532413
    Gewicht5 %15152144
    Schaltgeschwindigkeit20 %33444554
    Spannkraft20 %35454442
    Hebelkraft5 %53544443
    Hebelweg5 %42553434
    Montage5 %43445453
    Einstellung10 %32445454
    Service10 %31552423
    Gesamt100 %3,52,84,34,23,44,13,53,2
    1. Platz: Shimano Deore M6100 (4,3 Punkte)
    2. Platz: Shimano XTR M9100 (4,2 Punkte)
    3. Platz: SRAM NX Eagle (4,1 Punkte)

    Die weiteren Plätze sind wie folgt: SRAM X01 Eagle AXS und Microshift Advent X (jeweils 3,5 Punkte), SRAM GX Eagle AXS (3,4 Punkte), TRP TR 12 (3,2 Punkte) und Rotor MTB 1×13 (2,8 Punkte). Die Rotor ist als Erstlingswerk mit grundlegend neuem Bedien- und Ansteuerungskonzept sowie als einzige Schaltung mit 13 Gängen definitiv die spannendste Schaltung im Test gewesen. Sie stolpert jedoch über ihren sehr hohen Preis sowie den langen Hebelweg, die ungewohnte Einstellung ohne Hilfsmittel sowie den sehr schwierigen Service (proprietärer Freilaufkörper, hydraulisches System).

    Ebenfalls ein Erstlingswerk aber deutlich weiter verbreitet ist die TRP TR 12. Sie überzeugt mit ausgewogenen Eigenschaften bei Preis, Gewicht und Funktion. Die Losbrechkraft am Käfig liegt in der Werkseinstellung deutlich unter dem Wettbewerb, die Bedienkräfte leicht darüber. Wer möchte, kann die Kupplung stufenlos weiter vorspannen – bis hin zu Werten über 100 N, die stark negativen Einfluss auf die Bedienkräfte am Schalthebel haben und laut Hersteller unter Umständen sogar die Kupplung beschädigen können.

    Die beiden SRAM AXS-Schaltungen glänzen bei Montage und Einstellung. Ihnen fehlt lediglich eine vernünftige Hilfe bei der Bestimmung der Kettenlänge, denn Anweisungen in der Art „im zweiten Gang im Sag überlappen und zwei Kettenglieder zugeben“ sind in der Praxis bei ungeübten Schraubern fehleranfällig. Dafür sind die SRAM AXS-Schaltungen im Servicefall unterwegs kaum zu reparieren, wobei immerhin die Verbreitung der Ersatzakkus in Fahrradferienregionen besser wird. Die sehr guten Ergebnisse bei der Schaltgeschwindigkeit und auch der Spannkraft stehen den gesalzenen Preisen entgegen, hinzu kommt im Falle der GX Eagle AXS auch das hohe Gewicht. So liegt die günstige und dennoch insgesamt noch gute, aber mit nur 10 Gängen etwas eingeschränkte Microshift Advent X vor den beiden.

    Auf dem Podium finden sich dann nur Schaltungen von SRAM und Shimano – wobei sowohl die teuerste (XTR), als auch günstigste (Deore) Shimano die Nase vorne haben. Die Deore ist technisch extrem nah an der XTR und verliert nur bei Gewicht und Spannkraft gegen die gut dreimal so teure Top-Gruppe aus dem eigenen Haus. Wer auf die Gramm nicht angewiesen ist und damit zu Recht kommt, weniger Gänge auf einmal zu schalten, sollte hier zweimal überlegen, was das Prestige der XTR am Ende des Tages wert ist. Ähnlich verhält es sich mit der SRAM NX Eagle auf dem dritten Platz. Sie schaltet so schnell wie die teuren AXS-Schaltungen und ist bei (im Vergleich zur GX Eagle AXS) nur etwas höherem Gewicht ein vielfaches günstiger.

    Ergebnis Eigenschaftswertung

    Wie verändern sich diese Ergebnisse, wenn wir rein auf die Eigenschaften einer Schaltung schauen? In dieser Wertung konzentrieren wir uns allein auf die „Performance“ einer Schaltung. Aus diesem Grund lassen wir Preis, Montage, Einstellung sowie Service außen vor. Zusätzlich verschieben sich natürlich die Gewichtung der einzelnen Faktoren. Die wichtigste Eigenschaft bleibt die Schaltgeschwindigkeit, nun jedoch mit 30 % Anteil am Gesamtergebnis. Deutlich stärker kommt nun auch das Gewicht zu tragen: 25 %. Zu guter Letzt heben wir die Gewichtung der Spannkraft ebenfalls auf 25 %, um wieder auf insgesamt 100 % zu kommen. So ergibt sich das folgende Bild:

    KategorieGewichtungMicroshift Advent XRotor MTB 1x13Shimano Deore M6100Shimano XTR M9100SRAM GX Eagle AXSSRAM NX EagleSRAM X01 Eagle AXSTRP TR 12
    Gewicht25 %15152144
    Schaltgeschwindigkeit30 %33444554
    Spannkraft25 %35454442
    Hebelkraft10 %53544443
    Hebelweg10 %42553434
    Gesamt100 %2,83,93,54,63,43,64,23,4
    1. Platz: Shimano XTR M9100 (4,6 Punkte)
    2. Platz: Sram X01 Eagle AXS (4,2 Punkte)
    3. Platz: Rotor MTB 1×13 (3,9 Punkte)

    Im weiteren Feld führt dann die SRAM NX Eagle (3,6 Punkte) vor der Shimano Deore M6100 (3,5 Punkte), der SRAM GX Eagle AXS (3,4 Punkte) und der TRP TR 12 (3,4 Punkte). Neues Schlusslicht in dieser Wertung ist die Microshift Advent X mit 2,8 Punkten.

    Die Shimano XTR bestätigt damit in der Eigenschaftswertung ihren Führungsanspruch als Topgruppe bei Shimano: Gewicht, Spannkraft und auch die ergonomisch sehr gut balancierten Hebelwege (die z.B. auch mit kalten Fingern problemlos bedienbar sind) bringen sie nach vorne. Neuer Zweiter ist in der Eigenschaftssicht die schnelle und ebenfalls leichte SRAM X01 Eagle AXS. Sie wird nur von der Balance aus Hebelweg und Hebelkraft etwas zurückgeworfen, wobei die Gewichtung hier sehr gering ist. Manch einer mag das willkürlich finden, doch es ist so: Entweder wenig Kraft und dafür ein hinreichend großer Weg zur Bedienung, oder ein kurzer Bedienweg mit hinreichend hoher erforderlicher Kraft. Nur so ist unter allen Umständen eine sichere Bedienung gewährleistet. Im Falle der SRAM AXS-Schaltungen sind mit dem standardmäßigen Wannen-förmigen Controller entweder die Bedienwege zu kurz oder die Bedienkräfte zu niedrig. Daher der Abzug.

    Klarer Profiteur vom Streichen des Preises, der Montage/Einstellung und des Service ist die Rotor MTB 1×13-Schaltung. Sie ist leicht und spannt gut und fällt gegenüber den Eigenschaftssiegern nur bei der Schaltgeschwindigkeit zurück. Hier lösen wir im Test jedoch sehr fein auf und sie sichert sich den dritten Platz – was durchaus beachtenswert ist. Verglichen mit den beiden starken Konkurrenten vor ihr gibt es jedoch (wenn man nicht auf die Hydraulik, die Fräsarbeit oder die Exklusivität aus ist) abgesehen von den 13 Gängen keinen klaren Grund, warum man die Rotor-Schaltung fahren sollte. Der Wettbewerb ist noch besser, doch als spannender Exot ist sie dennoch ein faszinierendes Produkt, das bereits in der ersten Ausführung von den Eigenschaften her voll wettbewerbsfähig ist. Schon das allein ist in Anbetracht des Reifegrades, der mittlerweile von Shimano und SRAM erreicht worden ist, ein starkes Ergebnis.

    Schlusslicht in der Eigenschaftswertung ist die Microshift Advent X. Sie ist schwer, beim Schalten etwas langsamer und sie spannt die Kette weniger stark. Auf dem vorletzten Platz landet neben der schweren und unergonomisch zu bedienenden SRAM GX Eagle AXS die TRP TR 12. Bei Gewicht und Geschwindigkeit ist sie gut dabei, doch mit den verwendeten Werkseinstellungen fällt sie bei der Losbrechkraft der Kupplung zurück und dennoch sind die Bedienkräfte im Vergleich leicht erhöht.

    Fazit – Prüfstandstest

    Sind elektrische Schaltungen wirklich schneller? Ungefähr mit dieser Eingangsfragen sind wir in den Test gestartet. Acht Schaltungen haben wir zum Vergleich gebeten und 1.094 Schaltvorgänge später ist klar: Nein, sind sie nicht. Im Jahr 2021 sind alle Schaltungen auf einem sehr hohen und vergleichbaren Niveau angekommen, was die objektive Schaltgeschwindigkeit angeht. Rein vom Schalten kann sich hier jede der getesteten Schaltungen sehen lassen. Es gibt definitiv Unterschiede, doch die sind akustischer Natur oder beziehen sich auf das subjektive Schaltgefühl.

    Doch welche Schaltung ist nun die beste auf dem Markt? Die größten Unterschiede gibt es beim Preis (Testfeld von 166 € bis 1.403 €) sowie beim Gewicht (Testfeld von 1.051 g bis 1.437 g) zu beobachten. Wenn wir uns rein auf die gewichteten Eigenschaften konzentrieren, macht die Shimano XTR M9100 12-fach das Rennen. Sie ist unter den Top-Gruppen die günstigste und überzeugt mir durchweg ausgewogenen Eigenschaften. In der Gesamtwertung spielen auch der Preis sowie Montage, Einstellung und Service eine Rolle. Sie katapultieren die Shimano Deore M6100 12-fach zu einem klaren Sieg. Mit 176 € kostet sie gut ein Viertel der XTR, doch abgesehen von etwa 300 g Mehrgewicht gibt es keine nennenswerten Einschränkungen zu berichten. Ein verdienter Sieg und die Bestätigung der Botschaft, dass man auch mit den günstigen Schaltungen nichts falsch machen wird.

    # Wir haben 8 aktuelle MTB-Schaltungen einem Prüfstandstest unterzogen und erstaunliches herausgefunden - alle Schaltungen sind extrem schnell, Unterschiede gibt es allerdings in Sachen Betätigungskraft und -weg sowie Schaltwerkspannung.

    Ausblick Schaltungsspezial Teil 4: Alternativen

    Damit genug der Daten und Analysen – im nächsten und vierten Teil des Schaltungsspezials schauen wir uns die wichtigsten Alternativen zu den hier getesteten Kettenschaltungen an.

    # Teil 4 # Das wars vom Prüfstand - im nächsten Artikel dieser Serie gehen wir auf die Alternativen zur Kettenschaltung ein.

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