Der Appetit kommt bei Gucken. Hinten im israelischen Restaurant Beba wachsen cool beleuchtet in einem großen Glasschrank schon die Salate und die Kräuter der Mahlzeiten von Morgen heran. Fürs Küchenteam sind es nur ein paar Schritte bis zur Ernte. Mancher Weg zum Mülleimer erübrigt sich durch die „Infarm“. Was die Pflanzen brauchen, um optimal zu gedeihen, weiß der Computer.
Ernte im Wohnwagen
Die Mitgründerin des Unternehmens, Osnat Michaeli, gehört zu den Nominierten des Veuve Clicquot Bold Woman Awards, mit dem am Dienstag wieder Frauen ausgezeichnet werden, die sich durch ihren Mut und ihre Risikobereitschaft hervorgetan haben. 2013 baute Osnat Michaeli gemeinsam mit den Brüdern Ezra und Guy Galonska einen alten Airstream-Wohnwagen zur ersten vertikalen Farm um. Alle drei kommen aus Israel. „Wir sind dort mit super aromatischem frischem Obst und Gemüse aufgewachsen“, erzählt sie im Mail–Interview. Das habe sie in Berlin mehr als alles andere vermisst. Mit der ersten Ernte im Wohnwagen begann die Erfolgsstory von Infarm. Als sie mitten im Berliner Winter frisches Basilikum, Minze und Salat ernteten, war ihnen klar, dass die Idee Potenzial hatte.
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Bis dahin hatte sich Osnat Michaeli auf allen möglichen Feldern ausprobiert, hatte Chinesische Medizin und Shiatsu, Philosophie und Kulturwissenschaften studiert und eine Ausbildung an einer Filmhochschule gemacht. Nebenbei hatte sie bei einer Zeitung, in Restaurants, in einer Werbeagentur, einem Animationsstudio und an Filmsets gearbeitet und eine Leidenschaft für Filmschnitt entwickelt. Seitdem ist sie Expertin für ungewöhnliche Verbindungen, liebt kreatives Denken.
75 Prozent weniger Dünger
Als es vor acht Jahren losging mit den vertikalen Farmen, wurde sie noch nicht so richtig ernst genommen. Die Wahrnehmung lag irgendwo zwischen Esoterikerin und Idealistin, die Klimakrise war noch längst kein so großes Thema wie heute, auch die Lebensmittelsicherheit stand noch ziemlich im Hintergrund. . „Es war wirklich eine Herausforderung, Zuspruch für unsere Idee zu finden.“ Sie und ihre Mitgründer haben sich nicht entmutigen lassen und fest an ihre Mission geglaubt. Inzwischen hat sich das ausgezahlt.
Dass sie bei Infarm die gesamte Lieferkette vom Anfang bis zum Ende neu gedacht haben, dass die Farmen in urbanen Zentren Tausende von Lebensmittelkilometern einsparen und also weniger Lastwagen unterwegs sein müssen, ist heute ein dicker Pluspunkt. Die cloud- verbunden Farmen verbrauchten 95 Prozent weniger Platz, 95 Prozent weniger Wasser und 75 Prozent weniger Dünger als die traditionelle Landwirtschaft. „Und wir verwenden keine Pestizide.“
Durchbruch mit der Metro
Osnat Michaeli ist überzeugt, dass sich immer mehr Menschen über die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf den Planeten informieren werden. Der Durchbruch kam nur drei Jahre nach der Unternehmensgründung, als Metro Cash& Carry mit dem jungen Unternehmen die erste Partnerschaft abschloss. Sie besteht bis heute. Bald folgten Edeka, Kaufland, Rewe und andere, auch Online-Supermärkte.
Heute hat das Unternehmen über 1000 Mitarbeiter:innen aus mehr als 55 Nationen, darunter Biologen, Softwareentwickler, und Unternehmensstrategen. Allein 400 Leute beschäftigt Infarm in Berlin in multidisziplinären Teams. Sie installieren Farmen in Supermärkten, bei Einzelhändlern und in Restaurants, sie kümmern sich um das Anpflanzen und Ernten der Kräuter und Salate und überwachen via Cloud mit Hilfe der eigenen, speziellen Software den Wachstumsprozess.
Vorbild Greta Thunberg
Zusätzlich liefern sie aus den Infarm Growing Centern eigene Erzeugnisse an Supermärkte oder Verteilzentren. Bis zu 24 Meter hoch sind die modularen Farmen. Solche Infarm Growing Center soll es bis 2025 an 100 Standorten geben. Zu Osnat Michaelis Vorbildern zählen neben der eigenen Großmutter auch Greta Thunberg, Pina Bausch und Maria Montessori.
Anderen rät sie, mit Rückschlägen zu rechnen, aber sich nicht auf diese zu versteifen: „Bleibt positiv, konzentriert euch auf euer Ziel, wählt eure Business Partner:innen gut aus, und die richtigen Leute und Möglichkeiten werden euren Weg kreuzen.“
Start-ups für Menschen und Umwelt
Für den Bold Woman Award ist aus Berlin noch Sonja Jost nominiert, Gründerin des Start-ups DexLeChem, das ebenfalls 2013 gegründet wurde und auf eine umweltschonende Produktion von Medikamenten spezialisiert ist. Für den Bold Future Award sind aus Berlin Nora Blum nominiert, die mit ihrem digitalmedizinischen Unternehmen Selfapy Menschen mit psychischen Erkrankungen unterstützt, und Iris Braun mit der Social Impact Marke „Share“, bei der jedes verkaufte Produkt eine Spende generiert.
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