Die deutschen Klimaziele betreffen auch Eigenheimbesitzer. So müssen Altbauten besser gedämmt und über 30 Jahre alte Heizungen ausgetauscht werden. Dazu stellten Leserinnen und Leser Fragen. Experten erklärten, wie Wohnung oder Haus am besten beheizt werden
Welches Heizungssystem ist ökologisch sinnvoll?
Aus ökologischer Sicht am saubersten arbeiten Gas-Brennwertkessel. Pelletkessel emittieren am meisten Feinstaub, Kohlenmonoxid und Stickoxide. Wärmepumpen stoßen zwar keine Schadstoffe aus, brauchen aber Strom, der im Kraftwerk unter Umweltbelastungen erzeugt wird. In der Umweltbilanz schneiden Holzfeuerungen am besten ab, weil sie nur das CO2 emittieren, das sie zuvor der Atmosphäre entzogen haben. Mikro-Heizkraftwerke ersetzen über Stromeinspeisung umweltbelastend erzeugten Strom und erhalten dadurch sogar eine Umweltgutschrift.
Unsere alte Ölheizung ist fast 30 Jahre alt. Wir wollen sie austauschen und interessieren uns für eine Gasbrennwerttherme in Kombination mit Solarthermie. Was kostet das?
Eine Gasbrennwertheizung ohne Warmwasserspeicher ist für circa 4000 Euro erhältlich. Bei Bedarf kommt noch ein Wasserspeicher hinzu. Die Betriebskosten einer Gasheizung sind gering, da die Geräte oft wartungsarm sind. Zur Warmwasserbereitung ist je nach Kollektorenart, das heißt Flachkollektoren oder Röhrenkollektoren, nochmals mit Gesamtkosten von rund 4000 bis 9000 Euro zu rechnen. Beziehen Sie einen Energieberater ein, der die besten Optionen aufzeigt.
Können wir Heizkosten mit Solarthermie einsparen?
Die Ersparnisse hängen stark davon ab, wie alt das Haus ist, wie gut es gedämmt ist, wie Ihr persönliches Heizverhalten und wie hoch der Wasserverbrauch ist. Ausgehend von einer Solarthermie-Anlage mit Heizungsunterstützung für ein Vier-Personen-Einfamilienhaus ist mit einer jährlichen Kosteneinsparung von durchschnittlich etwa 600 Euro zu rechnen.
Wie viel kostet eine Heizungsmodernisierung durchschnittlich?
Die Kosten für die Heizungsmodernisierung hängen sehr stark von den örtlichen Gegebenheiten und dem damit verbundenen Installationsaufwand ab. Informieren Sie sich bei Ihrem Installateur und auf Basis seines Angebots bei Ihrer Bausparkasse oder Hausbank, sollte die Finanzierung Ihr Budget übersteigen.
Unsere Heizung funktioniert noch. Brauche ich überhaupt eine neue?
80 bis 90 Prozent des Energieverbrauchs in deutschen Haushalten entfallen auf die Bereiche Raumheizung und Warmwasser. Der Unterschied zwischen einem 25 Jahre alten Heizkessel und zum Beispiel einer neuen Erdgas-Heizung kann bis zu 40 Prozent der Energiekosten ausmachen. Wenn der Kessel älter als 30 Jahre ist, muss er in der Regel ohnehin ersetzt werden.
Welche Förderung gibt es?
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet die sogenannte Abrackprämie für Ölheizungen in Höhe von bis zu 45 Prozent, welche allerdings von einem Fachmann errechnet werden sollte und sich auf den Einsatz von erneuerbaren Energien bezieht. Zudem bietet das BAFA für Hybridheizungen Zuschüsse zwischen 20 und 40 Prozent. Die KFW-Bank hält zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse für das energieeffiziente Sanieren bereit. Handwerkerrechnungen sind zudem steuerlich absetzbar. BAFA- und KFW-Zuschüsse, außer beim Ergänzungskredit KFW-Programm 167, sind nicht kombinierbar.
Und wie kann ich eine Förderung erhalten?
Sie benötigen eine bereits fertige Planung. Insbesondere wenn noch Eigenmittel fehlen, unterstützt Sie Ihre Hausbank oder Bausparkasse und reicht die Planungsunterlagen mit dem Förderantrag für Sie ein.
Wo finde ich einen neutralen Energieberater?
Zum Beispiel über die Deutsche Energieagentur, KFW oder Verbraucherzentralen. Sollten die Umbaumaßnahmen umfassender ausfallen, ist eine Baubegleitung anzuraten. Dies wird durch die KFW ebenfalls gefördert.
Die Experten
Frank Preussner ist seit über zehn Jahren für eine führende private deutsche Bausparkasse tätig. Er ist Experte für die Finanzierung von Immobilien und deren Modernisierung.
Markus Hohmann ist selbstständiger Ingenieur und seit 2009 als unabhängiger BAFA-Berater und in der Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes gelistet. Seit 2012 unterstützt er die Landesenergieagentur Hessen.
Georg Bitterberg ist Bauingenieur und unabhängiger Energieberater, eingetragen in der Energieeffizienz-Expertenliste für Förderprogramme des Bundes. Er berät unter anderem zu Bestandsgebäuden und Neubauten. Er ist für die Verbraucherzentrale Hessen tätig.
Unser Haus benötigt eine neue Heizung. Allerdings zögern wir. Was empfehlen Sie uns?
Der Austausch einer alten, ineffizienten Heizung gegen ein modernes System lohnt sich meist. Achten Sie beim Einbau und Anschluss der Anlage auf die sorgfältige Planung und eine saubere Bauausführung, um zu vermeiden, dass die Anlage über- oder unterdimensioniert ist. Beziehen Sie am besten einen Energieberater mit ein, der Ihnen das für Sie passende System empfiehlt.
Gibt es Zuschüsse für die Baubegleitung durch einen Energieberater?
Ja, es gibt von der KFW bei einer Förderzusage einen verbindlichen Anspruch auf einen Baubegleitungszuschuss. Bauherren erhalten hierbei 50 Prozent (maximal 2000 Euro) der Kosten für die Fachplanung und Baubegleitung durch einen unabhängigen Experten. Zuschüsse für die Vor-Ort-Beratung sind auch beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erhältlich. Besitzer von Ein- oder Zweifamilienhäusern können einen Zuschuss in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Beratungskosten, maximal 800 Euro, beantragen.
Reicht die Förderung durch KFW oder BAFA für die energetische Sanierung unseres Hauses?
Sie müssen gerade bei umfassenden Baumaßnahmen davon ausgehen, dass Eigenmittel oder zum Beispiel ein Bauspardarlehen nötig sind, um die Kosten zu stemmen. Je mehr Eigenkapital Sie mitbringen, desto besser.
Wir möchten auf erneuerbare Energien setzen. Wäre eine Wärmepumpe für uns geeignet und was kostet das?
Besonders gut geeignet sind Wärmepumpen für Gebäude mit einem Heizleistungsbedarf unter zehn Kilowatt. Diesen Bedarf haben beispielsweise Neubauten, die nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) entstehen. Eine Luftwärmepumpe kostet etwa 12 000 Euro, eine Erdwärmepumpe bis zu 25 000 Euro. Wärmepumpen werden vom Staat durch das BAFA bis zu 35 Prozent bezuschusst.
Uns wurde eine Pelletheizung empfohlen. Unser Haus ist aber noch ungedämmt. Ist eine Pelletheizung dann sinnvoll?
Nicht unbedingt. Lassen Sie Ihren Heizwärmebedarf ermitteln. Auf Grundlage dessen können Sie mit einem Fachmann entscheiden, welcher Energieträger geeignet ist. Eventuell heizen Sie mit Gas oder mit einer Wärmepumpe günstiger.
Unsere Heizung ist schon recht alt. Sind wir nach der Energieeinsparverordnung zu einer Sanierung verpflichtet?
Heizungen, die älter als 30 Jahre sind, müssen seit Inkrafttreten der Änderung der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2014 ausgetauscht werden. Brennwertkessel und Niedertemperaturkessel mit einem besonders hohen Wirkungsgrad sind nicht betroffen. Von der Austauschpflicht ausgenommen sind auch Hauseigentümer, die seit mindestens Februar 2002 in Häusern mit 30 Jahre alten Heizungen wohnen.
Im Haus meiner Eltern befindet sich eine 25 Jahre alte Ölheizung. Sie möchten auf Gas umrüsten. Was ist dabei zu beachten?
Der Anschluss und die Installation des Gasanschlusses verursachen meist hohe Kosten, insbesondere wenn neue Gasleitungen gelegt werden müssen. Hinzu kommen die Kosten für den Ausbau und die Entsorgung des alten Öltanks. Der Einbau von moderner Brennwerttechnik macht ein entsprechendes Abgassystem im Schornstein notwendig, das Nässeschäden im Mauerwerk verhindern soll. Wenn das Haus Ihrer Eltern nicht an das regionale Erdgasnetz angeschlossen ist, und Sie vor den hohen Anschluss- und Installationskosten zurückschrecken, kann als Alternative Flüssiggas verwendet werden. Hierfür ist allerdings ein Tank notwendig.
Wieso ist ein hydraulischer Abgleich empfehlenswert?
Bei einem hydraulischen Abgleich wird das ganze System vom Kessel bis zu den Ventilen optimal aufeinander abgestimmt. Das spart jährlich bis zu 110 Euro Heizkosten.
Was sagt das Label im Energieausweis aus und was bedeutet die Angabe der kWh-Zahl?
Das Label sagt aus, ob das Gebäude effizient ist oder nicht. Das Label F, wie in Ihrem Fall, deutet darauf hin, dass schon gedämmt wurde. Für ein älteres Gebäude vor 1977 ist das nicht schlecht. Für ein Gebäude nach 1995 wäre es nicht so gut. Das ist vergleichbar mit den Labels auf Kühlschränken. Sehr energiesparende Gebäude erreichen A+.
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