Ex-Baukonzern Bilfinger: Chefin Johansson über IT-Projekte und Kundenwünsche

Ex-Baukonzern Bilfinger: Chefin Johansson über IT-Projekte und Kundenwünsche
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Bilfinger-Chefin Christina Johansson „Manchmal dürfen wir nur Android-Geräte einsetzen“

Interview vonChristian Schlesiger

"Zu einer erfolgreichen Digitalisierung gehört, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Reise mitnehmen", sagt Bilfinger-Chefin Christina Johansson.

Bild: Stefanie Hergenröder

Ex-Baukonzern Bilfinger: Chefin Johansson über IT-Projekte und Kundenwünsche

Der Ex-Baukonzern Bilfinger hat sich gewandelt wie kaum ein Unternehmen in Deutschland. Chefin Christina Johansson über ungewöhnliche Kundenwünsche, Verzögerungen bei IT-Projekten – und die Rolle digitaler Zwillinge.

WirtschaftsWoche: Frau Johansson, Bilfinger hat sich vor Jahren vom Baukonzern zu einem Industriedienstleister gewandelt. Das Unternehmen plant, implementiert und überwacht Bauprojekte, baut aber nicht mehr selber. Das klingt nach Servicegeschäft, das durch und durch digitalisiert sein müsste. Ist Bilfinger digital genug?Christina Johansson: Bilfinger ist ein international führender Industriedienstleister. Wir warten Industrieanlagen, steigern ihre Effizienz und senken die Instandhaltungskosten. Viele unserer internen Prozesse sind bereits digital. Zum Beispiel erfassen unsere Mitarbeiter im Werk des Kunden vor Ort mit von Bilfinger entwickelten Apps auf Smartphones oder Tablets ausgeführte Reparaturarbeiten. Dadurch steigern wir die Effizienz und reduzieren die Fehleranfälligkeit bei der Datenerfassung und -übertragung. Zudem helfen wir unseren Kunden, ihre Prozesse ebenfalls zu digitalisieren, etwa durch die Einrichtung von Zugriffen für die Fernwartung der Anlagen. Außerdem überprüfen wir laufend, wo wir mit der Digitalisierung weitere Potenziale zum gegenseitigen Nutzen ausschöpfen können.

Welche Herausforderungen hat ein Industriedienstleister wie Bilfinger bei der Digitalisierung seiner Geschäftsprozesse? Zu einer erfolgreichen Digitalisierung gehört, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Reise mitnehmen. Wenn sie vom Mehrwert digitaler Lösungen überzeugt sind, befinden wir uns auf einem guten Weg. Eine Herausforderung besteht manchmal auch in den unterschiedlichen Wünschen unserer Kunden oder den gesetzlichen Vorgaben. Beispielsweise dürfen wir im Werk eines Kunden nur Android-Geräte einsetzen und bei einem anderen Kunden wiederum nur mobile Endgeräte mit einem anderen Betriebssystem.

IT-Projekte versprechen viel – und verzögern sich oft um Jahre. Was läuft eigentlich immer wieder falsch bei der Planung und Umsetzung von IT-Projekten in deutschen Unternehmen?Die Komplexität großer IT-Projekte wird in der Planungsphase häufig unterschätzt, einerseits, weil man nicht alle Details voraussehen kann und andererseits, weil der Faktor Mensch entscheidend, aber im Voraus schwierig einschätzbar ist. Die wahren Herausforderungen konkretisieren sich dann in der Umsetzung, aber dann ist das Projekt schon am Laufen. Aus meiner Erfahrung kann die schrittweise erfolgte Umsetzung von großen IT-Projekten ein Erfolgsfaktor sein. Wenn schnell erste Erfolge sichtbar werden, motiviert das sehr. Außerdem wird das Projekt so in kleine, machbare Etappen mit klaren Zwischenzielen unterteilt, aus denen man bereits für die nächste Etappe dazu lernen kann.

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