Die besten Gangsterfilme aller Zeiten - Film-Specials - FILMSTARTS.de

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  • Von deutschewhiskybrenner
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Seit seinen Ursprüngen in den frühen 1930er-Jahren, als „Der kleine Cäsar“, „Der öffentliche Feind“ und „Das Narbengesicht“ ihre Zuschauer mit kriminellen Protagonisten gleichermaßen schockierten wie faszinierten, lockt der Gangsterfilm mit zwei widersprüchlichen Reizen. Einerseits fiebern wir mit den sozialen Außenseitern mit und werden durch deren steile kriminelle Karrieren euphorisiert, andererseits sind wir auch angewidert von deren skrupellosen Methoden und wünschen ihnen die gerechte Strafe an den Hals.

Während sich das Genre durch den Film noir in den 40ern und dem New Hollywood in den 60ern weiter verfeinerte, machte es durch den Yakuza-Film in Japan und der Nouvelle Vague in Frankreich auch außerhalb der USA prägende Entwicklungen durch. Schließlich war es aber doch ein US-Regisseur, nämlich Francis Ford Coppola, der in den 70er-Jahren mit seinen „Der Pate“-Filmen für den wohl bisher größten Boom des Gangsterkinos sorgte.

In der Folge versuchten zahlreiche Filmemacher, das Magnum Opus Coppolas zu kopieren oder – was meist besser gelang – den Gangsterfilm mit neuen Perspektiven zu bereichern (etwa Brian De Palma mit „Scarface“ und Martin Scorsese mit „GoodFellas“). Letztlich war es aber wohl Quentin Tarantino, der mit „Reservoir Dogs“ und „Pulp Fiction“ für den bis dato letzten großen Umbruch im Genre sorgte. Von nun an waren Gangster nicht mehr nur skrupellose, machtgierige Scheusale, sondern eben auch humorvoll verquere Charaktere, die einfach nur ihren Job machten und sich in ihren Pausen über Madonna oder Cheeseburger unterhielten.

Ob nun als manische Manifestationen des American Dream, als still-stoische Auftragskiller oder als erfundene Bibelverse zitierende „Bad Motherfucker“: Die Faszination für das Kriminelle im Kino ist bis heute ungebrochen. Die unserer Meinung nach besten Gangsterfilme haben wir in diesem FILMSTARTS-Ranking für euch gesammelt:

Eine vom Verfall gezeichnete Stadt. Ein vom Verfall gezeichnetes Gewerbe. New Orleans trifft auf das organisierte Verbrechen. Während die Medien vom Wahlkampf zwischen McCain und Obama überflutet werden, zeichnet sich in der Halbwelt eine immer deutliche Wirtschaftsflaute ab: Gangster zu sein heißt in „Killing Them Softly“ nicht mehr, im Luxus zu schwelgen. Gangster zu sein heißt, dass man für sein Geld arbeiten muss. Was Andrew Dominik damit formuliert, ist eine Anklage. Eine Anklage an ein Land, in dem die Menschen am langen Arm verrecken müssen.

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„Killing Them Softy“ lebt von einem Amerikabild, welches von seinen Idealen vollends entwurzelt wurde; welches hasserfüllt und desillusioniert zu Konsum und Leistungsorientierung gezwungen wurde – und dadurch in den Tod getrieben. Angeführt von großen Namen wie Brad Pitt, James Gandolfini oder Ray Liotta, setzt Andrew Dominik hier einen nachtschwarzen Abgesang auf die USA und seine Mythen in Szene – und damit ist vor allem das Gangstertum gemeint. Das nämlich ist auch nichts mehr wert, wenn selbst dem Mafioso das Gehalt gekürzt wird.

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Es muss nicht immer die Erfolgsstory sein, manchmal heißt Gangster zu werden auch einfach nur, immer tiefer und tiefer in den Abgrund zu sinken. In „The Yellow Sea“ ist keine Spur von „GoodFellas“-Glamour oder „Der Pate“-Romantik. Hier trifft Grau auf Grau und Not auf Elend.

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Ku-Nam (Ha Jung-woo) lebt am Existenzminimum, die paar Groschen, die ihm von seinem Job als Taxifahrer übrig bleiben, verzockt er regelmäßig beim Glücksspiel und hat sich so einen Berg an Schulden angesammelt, den er beim örtlichen Paten Myung-Ga (Yun-seok Kim) abarbeiten soll. Der Pechvogel soll in dessen Auftrag einen Mord begehen, doch der Job läuft für den blutigen Anfänger überhaupt nicht rund, die Ereignisse überschlagen sich und was als kalte und nüchterne Sozialstudie begonnen hat, wird bald zum Gemetzel, bei dem Menschenleben einen Pfifferling wert sind.

„The Yellow Sea“ verzichtet auf Schönmalerei, ist dreckig, archaisch und resolut. Wenn sich die Gangster mit Äxten, Knüppeln und – bei Mangel an Alternativen – abgewetzten Rinderkeulen die Köpfe malträtieren, dann ist jeder Schlag zu spüren. Dass ist sicher nichts für Zartbesaitete, hat aber durchaus auch (schwarzen) Humor, der sich vor allem in den teils skurrilen Verhaltensweisen seiner Figuren offenbart. „The Yellow Sea“ steckt voller Originalität, ist bewundernswert konsequent und ein Juwel des südkoreanischen Gangsterkinos.

The Yellow Sea Trailer DFDie besten Gangsterfilme – Platz 33: Point Blank (1967)

Regie: John Boorman

Mit: Lee Marvin, Angie Dickinson, Keenan Wynn

„Ich will nur mein Geld.” Mit Wut im Bauch, rabiaten Manieren und der Eleganz eines Schaufelbaggers fordert Walker (Lee Marvin) in „Point Blank“, was ihm zusteht. Nach einem krummen Ding von seinem Partner niedergeschossen und totgeglaubt zurückgelassen, kehrt der gelinkte Berserker nun zurück und pflügt sich mit Gerissenheit und aller nötigen Härte durch die Unterwelt. Sein Anteil jedoch liegt nun in den Tresoren des Outfits, einem allmächtigen Syndikat, das nicht mit sich verhandeln lässt. Was folgt ist ein Privatkrieg, bei dem keine Gefangenen gemacht werden.

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Was zunächst wirkt wie eine Crime-Variation alter Westernmythen vom Kampf des namenlosen Fremden (selbst seine Frau kennt ihn nur als Walker), der allein gegen alle zu Felde zieht und sich nach getaner Arbeit in die Weiten verzieht, gerät in John Boormans experimentierfreudigen Händen zu einer knochentrockenen Parabel auf einen modernen Sisyphos der Unterwelt, der mit brutaler Beharrlichkeit an seinem Ziel festhält und es dabei mit dem System selbst aufnimmt.

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Das Outfit ist dabei keine hierarchisch gelenkte Organisation, sondern ein abstraktes Machtgebilde, das letztlich vom Kapital selbst gelenkt und bestimmt wird und nur aus austauschbaren, leicht zu ersetzenden Pappkameraden zu bestehen scheint. Egal wie viele Entscheidungsträger Walker auch liquidiert, wachsen doch immer neue Postenträger nach, die das Outfit weiterführen.

Bei Boorman mutiert der Gangsterfilm zur Systemkritik und macht dabei auch noch jede Menge Spaß, da die Vendetta hier in rauschhaft bunte Farben gehüllt ist. Die beizeiten psychedelisch anmutende, höchst assoziative Montage macht „Point Blank“ obendrein zu einem heimlichen Experimentalfilm mit Biss, Härte und einer Extraportion schwarzem Humor.

Point Blank Trailer OV

„Baby Driver“ ist ein Film wie ein Musikvideo: Wenn Fluchtwagenfahrer Baby (Ansel Elgort) seine In-Ear-Kopfhörer einstöpselt, wird jeder Raubzug zu einem schwungvoll choreographiertem Ballett aus Adrenalin, Reifenqualm, Polizeisirenen und Schrotgeschossen. Baby ist der beste in seinem Job, möchte ihn aber trotzdem an den Nagel hängen, seit er sich in die Kellnerin Debora (Lily James) verliebt hat. Dumm nur, dass sein Boss Doc (Kevin Spacey) sein Wunderkind nicht einfach so gehen lässt und ihm noch einen letzten Auftrag gibt. Dass dabei nicht alles nach Plan läuft, liegt an den Gesetzen des Kinos – und an Babys völlig unberechenbarem Gangster-Kollegen Bats (Jamie Foxx).

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Regisseur und Autor Edgar Wright („Shaun Of The Dead“) liefert hier einen handwerklich virtuosen High-Concept-Heist-Movie ab, der seinen Soundtrack so stark in den Vordergrund rückt, wie wohl kein anderer Film dieser Größenordnung zuvor. Allein schon die Introsequenz, in der Baby erstmal nur in seinem Auto sitzt und sich den schmissigen Song „Bellbottoms“ von The Spencer Blues Explosion auf die Ohren packt, sprüht vor kreativem Witz und guter Laune.

Zwar kommt es im Verlauf von „Baby Driver“ auch zu dem ein oder anderem dramatischem Höhepunkt – Gewalt und Tod sind im Gangstermilieu schließlich stete Begleiter – doch in erster Linie ist der Heistfilm von Edgar Wright ein cineastischer Tango, bei dem sich Bild und Ton in perfekter Harmonie begegnen und in verführerischer Einheit auf unserem audiovisuellem Lustzentrum tanzen.

Baby Driver Trailer DF

Als verdeckter Ermittler kehrt Terry Noonan (Sean Penn) nach Jahren zurück in seine Heimat, das von Iren dominierte New Yorker Arbeiterviertel Hells Kitchen. Dort soll er auf Tuchfühlung mit seinen alten Jugendfreunden und jetzigen Unterweltgrößen Jackie (in irrer Topform: Gary Oldman) und Frankie Flannery (Ed Harris) gehen und ihnen ihre mörderischen Machenschaften nachweisen. Bald schon jedoch gerät er in eine Gewissenskrise.

Statt das alte Undercover-Szenario auf einen klassischen auf Plot und Suspense aufbauenden Thriller herunterzubrechen, entwickelt sich „Im Vorhof der Hölle“ sehr bald schon zu einem bitteren Drama über Loyalität, Schuld, Sühne, Verdrängung und Selbstaufgabe, das niemanden ungeschoren davonkommen lässt. In düsteren, stahlblau schimmernden Farben schildert Phil Joanou den Mahlstrom aus Schuld und Sühne, in dem sich die Antihelden mit jedem Schritt weiter verstricken, bis nur noch der Tod Klarheit schaffen kann.

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Speziell in der zweiten Hälfte verdichtet sich die schicksalhafte Abwärtsspirale zu einem Crescendo äußerst brutaler Morde, das in einem orgiastisch brutalen Finale am Saint Patricks Day gipfelt. Wenn hier in einem ultrastilisierten Zeitlupenmassaker Tabula Rasa gemacht wird, presst es den Zuschauer schier in den Sitz. Dass der Film gänzlich ohne Augenzwinkern und Distanz erzählt wird, verleiht ihm nur noch mehr Gewicht. „Im Vorhof zur Hölle“ ist ein leicht in Vergessenheit geratener, doch nichtsdestotrotz höchst intensiver und emotional zwingender Klassiker des modernen Gangsterfilms. Ein ganz schwerer Brocken.

Im Vorhof der Hölle Trailer OV

An diesem Special haben mitgearbeitet: Robert Cherkowski, Carsten Baumgardt, Felix Haenel, Julius Vietzen, Pascal Reis, Tobias Mayer und Markus Trutt.

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