Julia Heuse ist ein Internetjunkie. Und sie hat Freunde, die ebenfalls das Internet mögen. Das hat Konsequenzen: Das Label JuliaandBen, dass sie zusammen mit Benjamin Klunker macht, wird hoch- und runtergebloggt. Die Bloggerin Mahret Kupka probiert in einem Online-Film im Laden der Designer ein Jerseykleid mit gerafften Schultern an, dazu Leggings. In einem asymmetrischen Kleid hüpft sie schließlich euphorisch vor dem Spiegel herum. JuliaandBen haben durch solche Empfehlungen richtige Online-Berühmtheit erlangt.
Irgendwie macht sie das echt. Vielleicht glaubte deshalb eine Moderedakteurin des Internetdienstes „Fashion Daily News“ im Sommer 2008, dass Ben Klunker ihr mit dem Begriff „New Rave“ für seine Mode etwas Neues verraten hatte. „Die war ganz aufgeregt, so spannende Designer gefunden zu haben und dann auch noch aus Berlin. Unsere erste Kollektion war schon krass Schwarz-Weiß und ziemlich aggressiv“, sagt Julia Heuse.
Vor allem gab es schon in der ersten Saison Leggings für Jungs, die selbstverständlich auch von Ben Klunker getragen werden. „Wir wollten halt nicht so viele Hosen machen, aber komplette Outfits.“
Auch offline gefallen JuliaandBen: Die britische Vogue zeigte die Leggings in einer Modestrecke. Ben Klunker ist ein gutes Modell für seine eigenen Entwürfe: Eine Kette aus schwarzen Würfeln kann er über einem weiten Jerseyoberteil zu engen Lederhosen tragen, ohne dass es albern oder kostümiert wirkt. Da hat einfach einer Freude daran, Neues auszuprobieren.
Seine Geschäftspartnerin findet auch: „Ben kann einfach alles tragen.“ Julia Heuse ist ein guter weiblicher Gegenentwurf in ihrer schwarzen, mit goldmetallenen Pailletten besetzten Mohairjacke, die ihren üppigen Körper noch präsenter macht. Sie bedauert, dass viele Kunden ihre Kleider in XS haben wollen: „Dabei funktionieren die auch in groß.“
Keiner der beiden entspricht einer wie auch immer gearteten Idealform des glatten Modemenschen. Aber sie sind perfekte Vorbilder für all diejenigen, die im Internet nach gestylten Individuen suchen. Sie selbst finden ihre Kunden gar nicht so jung. „So um die dreißig“, so alt wie Ben Klunker.
Der sieht nicht so aus, als wolle er bald bei einem mittelständischen Modeunternehmen anheuern, obwohl er das am Anfang seines Studiums an der Privatschule Esmod mal als Sicherheitsoption im Kopf hatte. Aber am Ende hat er sogar auf die Abschlussprüfung verzichtet, weil er dafür zu viel an seiner Kollektion hätte ändern müssen. „Ich wusste sowieso, dass ich mich selbstständig mache.“
JuliaandBen sind die nächste Generation Berliner Designer. Sie versuchen nicht, sich besonders edel zu geben und mit Seide und Samt zu zeigen, dass sie mit Hinterhofbastelei nichts zu tun haben. Abendkleider entwerfen sie nicht - aber in ihren Kleidern kann man die Nacht durchmachen und gleich noch den folgenden Tag.
So haben sie sich auch kennengelernt. Für eine Berliner Partyreihe sollten sie die passende Kleidung entwerfen – zur Identifikationsstärkung der Clubgänger. Aus dem Projekt wurde zwar nichts, aber Julia Heuse und Benjamin Klunker hatten eine fertige Kollektion, mit der sie 2007 auf die kleine Berliner Avantgardemesse „Ideal“ gingen.
Und weil dort gleich geordert wurde, machten sie weiter. Inzwischen fahren sie lieber nach Paris auf die Messe, als in Berlin zu bleiben. „Erst durch die internationale Anerkennung kaufen auch die deutschen Händler“ sagt Esmod-Absolventin Julia Heuse.
Die Sachen von JuliaandBen sind dreckig im besten Sinne. Ziemlich schnell haben sie sich abgewandt vom skandinavisch Cleanen. In der zweiten Saison begannen sie, ihre Jerseyteile in ihren heimischen Badewannen zu batiken. Sie haben eine spezielle Technik entwickelt, in der die Stoffe in verschiedene Farbbäder getunkt werden. Ihre Kleider lassen sie in Berlin fertigen, und es ist ihnen wichtig, möglichst viele vor dem Verkauf persönlich zu bearbeiten. Auch die neuen Leggings haben ein sehr individuelles handgefertigtes Muster: Laufmaschen ziehen sich längs an den Vorderteilen herunter, sie sind einzeln eingerissen und mit Jersey unterfüttert.
Die beiden finden, dass man sich als Designer die richtigen klassischen Kleidungsstücke erst verdienen muss. Obwohl sie sich gut vorstellen könnten, eine ganze Kollektion nur mit Mänteln, Jacken und Anzügen zu bestücken. Jetzt sind sie erst einmal in ein Atelier mit großer Eckbadewanne gezogen – um weiter zu experimentieren.
JuliaandBen, Torstraße 230, Mitte
www.juliaandben.com
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