Umstrittener Trend: Mit Warcore geht es modisch ins Kriegsgebiet My 20 Minuten

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Umstrittener Trend: Mit Warcore geht es modisch ins Kriegsgebiet My 20 Minuten
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  • Von deutschewhiskybrenner
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Warcore beschreibt einen Modestil, der sich stark an Elementen militaristischer Kleidung bedient. Das sind zum Beispiel kugelsichere Westen, Harnesses und Sturmmasken. Wer regelmässig durch Tiktok scrollt, hat den Kleidungsstil vielleicht sogar schon einmal entdeckt.

Warcore ist eine Subkultur in der Streetwear-Szene. Der Kleidungsstil beinhaltet Elemente der Tech- und Darkwear. Bei Techwear geht es aber mehr um die Funktionalität der Bekleidung – wir denken an Cargoshorts mit vielen Taschen, die grossen Bewegungsspielraum bieten:

Und bei Darkwear geht es eher um monochrome Looks in Schwarz, die sich auch an avantgardistischen Elementen bedienen:

Auch Cyberpunk ist eine Ästhetik, die in den Warcore-Look spielt: Auch da sind Kleidungsstücke mit vielen Taschen, Schnallen und Ketten gefragt:

Was Warcore-Looks von den anderen Stilrichtungen unterscheidet, sind die militaristischen Elemente, die die Träger so aussehen lassen als seien sie gerade in «Call of Duty» oder in der Postapokalypse von «Mad Max» unterwegs.

Militarismus in der Mode

Dass sich taktische und militaristische Elemente in die Mode schleichen, ist nichts neues. Bomberjacken und Pilotenbrillen sind heute zu modischen Basics geworden, waren früher aber Teil vom Tenue US-amerikanischer Militärpiloten. Auch die gerade angesagte Balaklava ist ein Acccessoire mit militaristischem Hintergrund: Die Kopfbedeckung wurde zuerst von britischen Soldaten im Krieg um die Krim getragen, um vor der Kälte zu schützen. Später war sie auch Teil der Uniformen anderer militärischer Eliteeinheiten.

Warcore geht dabei noch einen Schritt weiter: Für die Outfits werden Elemente wie kugelsichere Westen – oder für den Insta-Post gar Schusswaffen und Schwerter eingebunden:

«Die Leute werden nervös»

Klar, dass so ein Look auch fragende Blicke auf sich zieht. «Wenn ich in ein Geschäft gehe, ist manchmal der ganze Laden still – die Leute werden nervös. Vor allem, wenn ich zur Kasse gehe, um zu bezahlen», sagt Tyler, der auf Tiktok unter dem Namen Trxtn.x seine Warcore-Looks postet, zu «Vice». «Wenn ich in die Nähe einer grossen Gruppe von Menschen gehe, nehmen sie manchmal ihre Kinder an die Hand oder entfernen sich», fügt er an. Nach eigenen Angaben geht er auch in voller Warcore-Montur zur Schule.

In einer Zeit in der sich, vor allem in den USA, Schiessereien und Amokläufe in Schulen häufen, ist es verständlich, dass der Warcore-Look im Alltag auch Angst auslösen kann. Dabei kommt es, wie bei so vielen Looks, auch auf das Umfeld an: Für die Eröffnung des neuen Kontos auf der Bank ist der Warcore-Look wohl suboptimal, auf einem Techno-Rave hingegen erscheint das Outfit in einem ganz anderen Kontext.

Schockfaktor zieht Stars an

Bei einem Trend, der so viel potentiellen Schockwert hat, ist es nicht gross verwunderlich, dass auch Kanye West aufs Parkett tritt: Der Rapper wurde in den vergangenen Monaten immer mal wieder in Balaklavas fotografiert. Für seine Listening-Party für sein Album «Donda» setze Ye noch einen obendrauf und tauchte mit Sturmmaske und kugelsicherer «Donda»-Weste auf:

Auch der amerikanische Rapper Zillakami zeigte sich kürzlich so auf Instagram:

Warcore in der High Fashion

Auch auf den Catwalks werden Warcore-Elemente sichtbarer: Das Luxuslabel Vetements liebäugelt immer mal wieder mit Stücken in der Stilrichtung:

Auch bei der Show des US-amerikanischen Designers Rick Owens, der für seine dunkle Ästhetik bekannt ist, gibt es für Frühling und Sommer 2022 vereinzelt Warcore-Einflüsse zu sehen. Zum Beispiel in Form von klobigen XXL-Combat-Boots:

Schon in der Vergangenheit gabs Warcore auf dem Laufsteg zu sehen. Prada zeigte für seine Show für Herbst und Winter 2018 Harness-Brusttaschen:

Damals fragte sich die «Vogue» ob «Warcore den Normcore ablöst?» Dabei zitierte die Autorin auch die von Warcore inspirierte Show des österreichischen Designers Helmut Lang. 2003 zeigte er diese, «um seiner Armee von Anhängern zu helfen, angesichts des geopolitischen Zusammenbruchs aufrecht zu stehen».

Auch fast zwanzig Jahre später scheint sich die Situation auf der Weltnicht entspannt zu haben – im Gegenteil. Da bleibt nur zu hoffen, dass es nur modisch dystopisch bleibt.

Modische Ignoranz oder die Antwort auf eine zerrüttete Welt? Was sagst du zum Warcore-Look?

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