Die Art des Filters
Im Auftrag des BSS hat das Institut für Sensor- und Aktortechnik der Hochschule Coburg Anfang 2021 verschiedene Luftreiniger getestet, die für die meisten Einsatzorte in Frage kommen und deren Anschaffungskosten zwischen ca. 300 bis 1.500 Euro liegen.
Luftreiniger reduzieren Belastungen nur dann, wenn sie Viren effektiv mit hohem Wirkungsgrad aus der Raumluft filtern. Wie die Messungen des BSS Gerätetest an elf Raumlüftern ergaben, sind Filter der Klasse E12 ausreichend. Optimal sind Geräte, die über HEPA H13 Filter verfügen. Bessere Filter, wie H14 oder U15 sind nicht erforderlich und verursachen vermeidbare höhere Kosten.
Wie viele Geräte werden benötigt?
Die Anzahl der benötigten Geräte ist abhängig von der Raumgröße und der Raumnutzung. Stützen Sie sich bei der Auswahl nicht auf die Angaben von Herstellern, für welche Raumfläche die Geräte geeignet sind. Diese Berechnungen sind nur sehr grobe Angaben, denn das Raumvolumen ist ausschlaggebend und dieses ist abhängig von der Höhe des Raumes.
Brauchen Sie ein oder mehrere Geräte mit geringer Lautstärke, z. B. da diese in einem Büro betrieben werden sollen oder in einem Wartezimmer, dann sollten Sie zunächst das Raumvolumen berechnen (= Fläche x Deckenhöhe) und einen Luftwechsel von mindestens 3 x die Stunde mit dem Gerät anstreben. Haben Sie einen Raum mit 20 m² und 2,5 m Höhe, müsste das Gerät 150 m³ /Stunde Luft filtern. Als nächsten Schritt prüfen Sie, mit welcher Leistungsstufe das Gerät betrieben werden müsste und mit welcher Lautstärke es bei Betrieb in dieser Stufe läuft. Ist es bei der erforderlichen Stufe zu laut, dann ist der Betrieb von zwei Geräten mit geringerer Stufe zu empfehlen.
Für die Rechenbeispiele wurden zwei Geräte ausgewählt, zu denen es prüfbare Angaben zur Geräuschentwicklung und zum Volumenstrom gibt. (Raum mit 20 m² und 2,5 m Höhe = Gerät 150 m³ /Stunde Luft)
Rechenbeispiel 1: Das Gerät von Philips (4000i) hat auf der höchsten Stufe einen Luftdurchsatz von 510 m³/Std. Dies würde für Ihren Raum (20 m² und 2,5 m Höhe) mehr als ausreichen. Allerdings ist die Lautstärke mit 65 dB(A) bei dieser Stufe für normale Räume zu hoch. Auf der kleinsten Stufe ist dieses Gerät auf jeden Fall deutlich leiser, bringt dann aber nur 83 m³/Std gefilterte Luft. Somit wären bei Betrieb auf Stufe 1 zwei Geräte erforderlich. Sie sollten aber dann, wenn Angaben zur Geräuschentwicklung bei geringer Stufe fehlen, wie es hier der Fall ist, entweder ein Gerät auf Probe anfragen, um die Lautstärke vor Ort zu prüfen, oder verbindliche Angaben zur Geräuschentwicklung bei der geringsten Stufe verlangen und prüfen, ob diese nicht mehr als ca. 40 dB(A) erreicht.
Rechenbeispiel 2: Zum IQAir 100 gibt der Hersteller für Stufe 3 ein Volumen von 170 m³/Std an und eine Lautstärke von 41 dB(A). Die Geräuschentwicklung wäre somit noch akzeptabel und die Volumenleistung ausreichend hoch. Zwar wurde das Gerät nicht auf Stufe 3 getestet, sondern nur auf Stufe 1, 4 und 6. Da jedoch alle Angaben des Herstellers beim Test bestätigt wurden, gibt es keinen Grund, an den Herstellerangaben zum Betrieb auf Stufe 3 zu zweifeln.
Der optimale Platz
Für normal große Räume sind kleinere, preiswertere und leisere Geräte meist besser geeignet. Aber auch in großen Räumen ist das Aufstellen mehrerer kleinerer Geräte sinnvoller als nur eines großen, schweren und meist lauten Gerätes. Die Luftreiniger sollen die Übertragung von einer Person auf eine andere Person verhindern und hierzu sollten diese lokal an mehreren Stellen gleichzeitig die Konzentration an Viren reduzieren und nicht „zentral“ an einer Stelle. Die Größe eines Raumes alleine reicht zur richtigen Bestückung mit Geräten nicht aus. Es sollten bei mehreren Personen im Raum die Geräte so aufgestellt werden, dass die Geräte wie eine Luftbarriere zwischen den Personen wirken. Bei einem Büro mit vier Schreibtischen und vier Personen dürfte ein im Achskreuz der Tische positioniertes Gerät gut wirken. Sind jedoch sechs oder acht Arbeitsplätze im Raum vorhanden, wären zwei Geräte ratsam.
Was häufig nicht beachtet wird, ist die Geräuschentwicklung. Geräte, die den für einen bestimmten Raum erforderliche Luftdurchsatz nur mit hoher Geräuschentwicklung erbringen, sind für Räume, in denen normale Büroarbeit, Unterricht oder medizinische Versorgung stattfindet, nicht geeignet. Die Geräuschentwicklung sollte bei der Betriebsstufe, die den erforderlichen Volumenstrom leistet, auf einem niedrigen, nicht störenden Niveau liegen. Bei Büros oder vergleichbar genutzten Räumen ist ein Schalleistungspegel von bis zu 40 dB(A) optimal, akzeptabel wären noch 45 dB(A).
Was muss vor der Anschaffung beachtet werden?
Der BSS empfiehlt vor der Anschaffung folgende Aspekte vor Ort zu prüfen, sowie die technischen Daten und Eigenschaften zu hinterfragen:
Das gesamte Preis-Leistungs-Verhältnis ist mit Blick auf Folgekosten durch Filtertausch zu berücksichtigen, wobei man davon ausgehen kann, dass größer dimensionierte Filter eine längere Standzeit haben dürften als kleine Filter und unter dem Strich evtl. weniger Kosten verursachen als Filter und Geräte, die beim Einkauf zunächst preiswerter sind.
Wie der BSS Gerätetest zeigt, sind hochwertige Luftreinigungsgeräte bereits in der Preisklasse zwischen 500 Euro und 1.200 Euro am Markt verfügbar und können in normal genutzte Wohnungen oder gewerblichen Räumen eingesetzt werden. Hierzu zählen etwa Arztpraxen, Physiotherapeuten, sowie Friseurgeschäfte, Nagel- und Tattoostudios, Kunden- und Besprechungsräumen von Banken, Steuerberatern, Notaren, Versicherungsbüros, aber auch kleinere Einzelhandelsgeschäfte, um nur einige zu nennen.
Zusatzfunktionen am Luftreiniger
Etliche Hersteller bieten Geräte mit „Zusatzfunktionen“, wie UV-Bestrahlung oder Ionisatoren an. Dies ist überflüssig. Wenn nahezu 100 Prozent der Viren aus der Luft gefiltert werden, muss nichts mehr mit UV-Licht bestrahlt werden. Sollten jedoch nennenswerte Virenmengen mit der gefilterten Luft wieder in den Raum gelangen, da z. B. die Wirkung der eingebauten Filter nicht zufriedenstellend ist, und man diese deshalb zusätzlich mit UV-Licht bestrahlt, ist kritisch zu fragen, ob infektiöse Keime durch UV-Bestrahlung tatsächlich „abgetötet“ werden. Die Luft strömt mit hoher Geschwindigkeit durch das Gerät. Fraglich ist, ob bei hohem Luftstrom die sehr kurze Einwirkzeit des UV-Lichtes ausreicht, um Viren oder andere Keime zu zerstören und falls ja, wie viel Prozent der Viren zerstört werden.
Quelle: Bundesverband Schimmelpilzsanierung e.V. (BSS) / Delia Roscher
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