"Viele Kleinwindanlagen sind nicht zu empfehlen" | enbausa.de

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  • Von deutschewhiskybrenner
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In Ihrem Kleinwindanlagenreport nehmen Sie nur empfehlenswerte Anlagen auf. Warum?

Der Markt für Kleinwindanlagen ist schwierig. Es gibt immer wieder Anbieter, die Technik anbieten, die so nicht marktreif ist oder empfehlenswert ist. Bei Starkwind ist eine Windkraftanlage enormen Kräften ausgesetzt. Um dem dauerhaft standzuhalten braucht man eine qualitativ hochwertige Anlagentechnik. Heutzutage können Sie sehr günstig Anlagen im Internet kaufen und sich liefern lassen. Die Leute machen das auch - und stellen dann fest, dass das Schnäppchen nicht wie erwartet funktioniert.

Wie hoch schätzen Sie den Anteil der Anlagen am Markt ein, die nicht empfehlenswert sind?

Das ist schwer zu sagen, weil das Angebot weltweit sehr groß ist. Über Online-Plattformen wie z. B. Amazon und Alibaba kann man aus der ganzen Welt Miniwindanlagen bestellen. Schätze mal, dass mindestens 10 Prozent des internationalen Angebots technisch nicht ausgereift ist. Mein Ansatz: Ich schaue mir konkret den deutschen Markt an. Das betrifft Kleinwindanlagen, die hierzulande einen festen Vertriebspartner haben.

Wie identifizieren Sie empfehlenswerte Windkraftanlagen?

Ich habe einen Kriterienkatalog angelegt, wann Windanlagen reinkommen in den Marktreport. Das Eine ist eine offizielle Zertifizierung nach der IEC 61400 -2. Das ist die internationale Norm für Kleinwindkraftanlagen. Diese Zertifizierung ist aber sehr teuer und wird meist nur für Anlagen ab etwa fünf kW Leistung aufwärts gemacht. Deutlich günstiger ist es für die Hersteller, wenn sie statt einer Vollzertifizierung von unabhängigen Prüfinstituten auf einem Testfeld die Leistungskurve prüfen lassen. Weitere Kriterien sind das Alter des Unternehmens und die Marktreife der Produkte. Und dann gibt es ja auch noch Testfelder. Hinzu kommen wissenschaftliche Studien, natürlich auch neutrale Expertenmeinungen. Ich bin ganz gut vernetzt in diesem Bereich. Dann spielt natürlich noch der Punkt seriöser Vertrieb und Marketing eine Rolle.

Worauf sollten Anlagenkäufer achten, um nicht Opfer eines unseriösen Unternehmens zu werden?

Ein typisches Muster ist, wen jemand Mikro-Windanlagen für Privathäuser verkauft und Bilder zeigt, auf denen der Minirotor direkt über dem Dachfirst zu sehen ist. Ich habe in Wohngebieten oftmals sehr schlechte Windbedingungen. Eine Solaranlage kann funktionieren im Wohngebiet, weil die Sonne mehr von oben auf das Dach strahlt. Aber der Wind kommt quasi von der Seite. Und wenn ich mitten im dicht besiedelten Wohngebiet bin, wie soll da Wind hinkommen? Generell ist die Performanz von Kleinwindkraftanlagen auf Dächern nicht zufriedenstellend. Das liegt vorwiegend an ungünstigen Windbedingungen. Der Wind trifft auf das Gebäude und wird verwirbelt. Viel besser ist, wenn ich einen freistehenden Mast habe neben dem Gebäude. Ich brauche eine Randlage, eine Einzellage oder eine Höhenlage. In solchen Lagen kann starker Wind an den Rotor kommen.

Für wen empfehlen Sie Kleinwindanlagen, für wen lohnt sich das?

Kleinwindkraftanlagen können für private und gewerbliche Betreiber Sinn machen. Wenn man damit allerdings Stromkosten reduzieren will, haben Gewerbebetriebe deutlich bessere Karten. Das betrifft windstarke Randlagen von Industrie- und Gewerbegebiet als auch Einzellagen, wie man sie häufig in der Landwirtschaft hat. Wichtig ist, einen hohen Eigenverbrauch zu erzielen. Netzeinspeisung lohnt sich definitiv nicht. Bei privaten Betreibern sollten Motive wie Eigenversorgung und Autarkie als auch Spaß an der Technik vorherrschen. Private Hausbesitzer sollten nicht davon ausgehen, dass sie Stromkosten damit sparen. Das wäre gegeben, wenn der Windstrom günstiger als der Strompreis wäre. Dazu muss man ein besonders windstarkes Grundstück haben. Trotzdem interessieren sich Verbraucher für Miniwindanlagen, weil diese die perfekte Ergänzung zu Solaranlagen sind.

Warum das?

Die beiden ergänzen sich optimal, vor allem, wenn dann noch eine Batterie hinzukommt, die dann im Herbst und Winter aus der Windanlage befüllt werden kann. Die Traumkombination, Solaranlage, Windanlage, Batterie ist durchaus auch für private Betreiber interessant, wenn sie unabhängiger vom Netzstrom sein wollen. Welche technologischen Entwicklungen beobachten Sie im Kleinwindkraftanlagenmarkt? Wie bei der Großwindkraft gibt es den Trend zu größeren Rotoren, das heißt die Anlagen werden leistungsfähiger. Zehn, 20 oder 30 Zentimeter längere Rotorblätter sehen nicht nach viel größer aus, können die Anlagen aber sehr viel ertragreicher machen. Damit einher geht, dass die Regelungstechnik angepasst werden muss, denn ein besonders großer Rotor wird meist mit einer Rotorblattverstellung ausgerüstet. Das ist technologisch anspruchsvoll.

Neben Horizontalläufern sind auch Vertikalläufer auf dem Markt. Haben Sie die auch in Ihrem Marktreport?

Ich habe einige wenige vertikale Windanlagen aufgeführt. Stand der Technik sind aber horizontale Windanlagen - das ist einfach das, was Forschung und Entwicklung und vor allem die Praxiserfahrungen ergeben haben. Vertikale Kleinwindanlagen sind sehr beliebt bei den Leuten, aufgrund des besonderen Rotordesigns. Mal schauen, wie sich in den nächsten Jahren die Vertikalläufer entwickeln.

Infos zum Report

Der Kleinwind-Marktreport 2017 umfasst die ausführliche Beschreibung von 32 Herstellern, 86 Windradtypen und 101 Generator-Rotor-Kombinationen. Ferner werden die aktuellen Rahmenbedingungen für den Betrieb von Kleinwindanlagen erläutert, dazu zählen das EEG 2017 (Erneuerbare-Energien-Gesetz) und die Landesbauordnungen. Der Marktreport umfasst 193 Seiten und wird als E-Book in Form einer PDF-Datei publiziert. Der Standardpreis beträgt 38,99 €. von Silke Thole