Die Corona-Pandemie hat Pharmaaktien zu viel Aufmerksamkeit verholfen. Wohl nie zuvor haben sich Newsportale, Tageszeitungen und sogar Boulevardblätter so ausführlich der Entwicklung, Wirkungsweise und Zulassung von Impfstoffen und Medikamenten gewidmet. Das lockte auch Privatanleger (wieder) verstärkt in diese Branche.
Die sprunghaften Kurszuwächse bei den erfolgreichen Corona-Impfstoffentwicklern Astrazeneca, Biontech und Moderna sorgten für weiteren Schub. Sie bewiesen, dass Pharmaaktien in kurzer Zeit enorme Kursgewinnermöglichen können. Doch dies sollte nicht über die hohen Risiken für Aktionäre hinwegtäuschen. Einzelne Pharmaaktien, gerade von Newcomer-Unternehmen, verlangen langen Atem und starke Nerven.
Ein gutes Beispiel der Corona-Pharma-Euphorie ist Curevac. Der Aktienkurs der Tübinger hatte sich angesichts der Hoffnungen auf einen mRNA-Covid-Impfstoff Ende 2021 von knapp 40 Euro auf über 120 Euro verdreifacht. Doch andere Entwickler waren schneller, so dass der Aktienkurs zunächst bröckelte. Als schließlich die Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffes geringer als angestrebt ausfiel, stürzte der Kurs schlagartig zurück auf etwa 50 Euro.
Biontech-Impfstoff-Erfolg eine Eintagsfliege?
Ebenso lässt sich nicht sagen, ob und wann der Shootingstar Biontech seinen Erfolg wiederholen kann. Dem Unternehmen gelang es sehr schnell einen marktreifen Covid-mRNA-Impfstoff zu entwickeln. Es wa zugleich der erste kommerzielle Wirkstoff von Biontech nach jahrelanger Forschung. Doch kein Investor weiß, wie lange es dauern wird, bis Biontech mit mRNA-Wirkstoffen zur individuellen Behandlung von Krebs ebenfalls Gewinne einfahren kann.
Pharmabranche insgesamt:
Große Hoffnungen werden auch mit dem an der US-amerikanischen NASDAQ-Börse gehandelten Unternehmen Arrowhead Pharmaceutical verbunden. Das zeigen namhafte Investoren wie die Vanguard Group. Blackrock und Johnson & Johnson. Das Arrowhead-Team forscht an Wirkstoffen, mit denen Gene gezielt deaktiviert werden sollen, um so ebenfalls Krebs zu bekämpfen.
Forschung und Entwicklung kosten Millionen
Top oder Flop, das zeigt sich bei Pharmaforschung und der Entwicklung neuer Wirkstoffe, Medikamente, Geräte und Therapien oft erst nachdem die Unternehmen viel Geld und Zeit investiert haben. Studien zufolge scheitern selbst in späten Entwicklungsphasen noch 40 Prozent neuer Medikamenten-Ansätze. Insofern gleicht es einem Glücksspiel mit einem Investment in eine einzelne Pharmaaktie eine Kursrakete zu erwischen. Erst recht gilt das, wenn das Börsenunternehmen nur wenige Ansätze in der Pipeline hat.
Sind deshalb Pharmaaktien nur etwas für spekulative Anleger? Nein, das wäre der falsche Schluss. Als Branche betrachtet, sieht das Anlagerisiko schon ganz anders aus. Die Gesamtbranche eignet sich für eher defensive, langfristig orientierte Investoren, die kontinuierliche Erträge und berechenbares Wachstum mit geringen Kurschwankungen bevorzugen.
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Gesundheitsaktien sind krisenfest
Dafür gibt es mehrere Gründe. So ist die Pharmabranche ein stabiler, krisenfester Umsatzbringer, da die Menschen selbst in schwierigen Zeiten kaum an Gesundheit sparen. Auch ist es insgesamt ein Geschäft ohne Schwankungen.
Und für zukünftiges Wachstum im Pharmageschäft und Medizinsegment sorgen gleich mehrere Faktoren. In Entwicklungs- und Schwellenländern steigt der Lebensstandard mit verbesserten Gesundheitssystemen und höheren Medizinausgaben. Außerdem nimmt weltweit die Lebenserwartung zu, so dass die Menschen im Schnitt länger auch Patienten sind.
Höheres Lebensalter bedeutet Wachstum
Immer ältere Menschen bedürfen auch intensivere medizinische Versorgung. Bislang unbekannte oder seltene Altersleiden werden schrittweise zu Massenphänomenen und erzeugen neue Nachfrage. Und schließlich schreitet die Forschung weiter voran und es werden immer neue Wirkstoffe und Therapien entwickelt.
Das klingt alles nach einem Investment-Bereich voller Sicherheit. Doch es gibt Risiken, die Euphorie und Renditeerwartungen zumindest bremsen. Dazu gehört, wie erwähnt, der vergleichsweise geringe Anteil an erfolgreich vermarktbaren Medikamenten.
Milliarden-Blockbuster sind selten
Nur selten werden so genannte Blockbuster-Präparate entwickelt. So heißen Arznei-Bestseller, die weltweit Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Zudem ist deren Patentschutz zeitlich begrenzt. Damit einher geht, dass Pharmaunternehmen verglichen mit anderen Branchen überdurchschnittlich viel Geld in Forschung und Entwicklung stecken müssen.
Selbst wenn die Entwicklung bis zur Marktreife gelingt, ist ein dauerhafter Geschäftserfolg nicht sicher. Die staatliche Zulassung von Medikamenten ist aufwendig und muss in mehreren Märkten durchlaufen werden. Und auch nach Einführung zeigen sich manchmal trotz klinischer Studien erst später Nebenwirkungen von Medikamenten. Das kann Nachbesserungen erfordern oder das Aus für ein Präparat bedeuten. Außerdem drohen Schadenersatzklagen, wenn sich Gesundheitsschäden auf ein Medikament zurückführen lassen.
Konkurrenten können Erfolg vermiesen
Die Risiken können bei Einzelaktien jederzeit durchschlagen den Aktienkurs empfindlich drücken. Wer auf einzelne Titel und beispielsweise neuartige mRNA-Krebstherapien setzen will, der sollte das als spekulatives Investment sehen. Unternehmensveröffentlichungen, insbesondere zu Forschungsstand, Vermarktungsprognosen und Zielerreichung, sollten Anleger regelmäßig verfolgen. Und wie das Beispiel der Corona-Impfstoffe gezeigt hat, gilt es, die Konkurrenz im Blick zu behalten. Denn die besten Vermarktungschancen hat das Unternehmen, das als erstes ein zugelassenes Präparat anbieten kann. Nicht selten gilt: The winner takes it all.
Wer als Privatanleger solchen Nervenkitzel scheut, der muss sich jedoch nicht von der Pharmabranche abwenden. Denn wer mit Fonds auf viele Titel zugleich setzt, der muss einzelne Fehlschläge, juristische Auseinandersetzungen und Gewinnwarnungen nicht fürchten. Vielmehr können Fondsinvestoren vom Gesamtwachstum profitieren.
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ETF bündelt viele Pharma Aktien
Insgesamt gelten breite Pharmainvestments als defensive, vergleichsweise krisenfeste Anlage. Zu diesen Schluss kommt auch die Stiftung Warentest in ihrem Special. Zyklische, konjunkturabhängige Schwankungen wie bei Autoherstellern, Elektronikproduzenten, Airlines und Hotelketten gibt es kaum. Hinzu kommt, dass Schwergewichte den Pharmabereich dominieren und vielfach seit Jahrzehnten stabile Gewinne erwirtschaften und verlässlich Dividenden an die Anleger ausschütten.
Um breit und international in die Pharmabranche zu investieren, eigenen sich kostengünstige Aktien-ETF, die an deutschen Börsen gehandelt werden. Die Nachbildung von etablierten Indices stellt eine gängige Methode dar, praktisch automatisch ein Fonds-Portfolio ohne teuren Analyseaufwand zu generieren.
Gesundheits-Fonds am beliebtesten
Viele bekannte Fond-Anbieter wie Amundi, Invesco, iShares, Lyxor, State Street und Xtracker offerieren Themenfonds. Die von den Anlegern in solche Themen-ETF investierten Anlagesummen zeigen laut dem Fachportal extraETF, dass der Bereich Gesundheit bei den Anlegern besonders beliebt ist. Health Care rangiert dem Anlagevolumen in Milliardenhöhe nach noch vor Technologie und Industrie-Automation.
Die ETF-Anbieter setzen auf etablierte, bekannte Indizes, um den Pharmabereich ins Werpapierdepot zu bringen:
Bevor ein detaillierter Blick auf die Indizes folgt, sollten sich Anleger bewusst sein, dass der Pharmamarkt von wenigen globalen Pharmariesen dominiert wird. Insofern sind die Schwergewichte in mehreren Indices vertreten, so dass ein Investment in mehrere dieser Indizes nicht zu empfehlen ist. Das Depot würde damit nur unübersichtlicher, aber das Anlagespektrum allenfalls homöopathisch verbreitert.
USA und Schweiz überrepräsentiert
Die wichtigsten Pharmakonzerne ballen sich zudem gesehen in wenigen Ländern, vor allem sind sie in den USA und in der Schweiz beheimatet. Im MSCI World Health Care-Index stammen acht von zehn Unternehmen aus diesen beiden Ländern. Erst mit einigem Abstand folgen Pharmaunternehmen mit Sitz in Japan, England, Dänemark, Frankreich und Deutschland.
Länderanteile MSCI World Health Care-Index
Vereinigte Staaten | 71% |
Schweiz | 8% |
Japan | 6% |
Vereinigtes Königreich | 4% |
Dänemark | 3% |
Frankreich | 2% |
Deutschland | 2% |
Die großen Top 5-Namen im weltweiten Pharma-Index von MSCI lauten Johnson & Johnson (USA, Dow Jones-Index-Mitglied), United Health Group (USA), Roche (Schweiz), Pfizer (USA) und Abbott Labratories (USA). Nur die ersten beiden sind mit über fünf Prozent im Gesamtportfolio gewichtet.
Wird der Länderfokus verengt, wirkt sich die regionale Häufung ungünstig für Anleger aus, die ihr Risiko minimieren möchten. Mangels der geringen Anzahl an Pharmakonzernen bekommen einzelne Arzneimittelhersteller im STOXX Europe 600 Health Care deutlich mehr Gewicht.
Europa bedeutet hohen Schweiz-Anteil
Während die Schweizer Roche AG im MSCI World Health Care-Index mit weniger als vier Prozent vertreten ist, liegt der Roche-Anteil im STOXX Europe 600 Health Care-Index bei mehr als 15 Prozent. Bei Novartis stehen weniger als drei Prozent gut 13 Prozent gegenüber. Das sollten sich Anleger bewusst machen.
Genauso extrem spiegelt sich das in der Länderverteilung des Fondkapitals wider. Die ETF legen bei Orientierung am MSCI World Health Care-Index mehr als 70 Prozent des Anlegerkapitals in den USA an. Etwa acht Prozent fließt in Anteile Schweizer Unternehmen, jeweils etwa zwei Prozent in Aktien französischer und deutscher Pharmaunternehmen.
Beim STOXX Europe 600 Health Care-Index rangiert die Schweiz mit mehr als 37 Prozent an der Spitzenposition. Auf französische Unternehmen entfallen stolze zwölf Prozent des ETF-Kapitals. In Aktien deutscher Arzneimittelhersteller fließen rund zehn Prozent des Anlegerkapitals
Länderanteile STOXX Europe 600 Health Care-Index
Schweiz | 37% |
Vereinigtes Königreich | 18% |
Dänemark | 14% |
Frankreich | 12% |
Deutschland | 10% |
Einen weltweiten und zugleich einen europäischen Pharma-Index-ETF zu kaufen, ist also keine wirkliche Depot-Bereicherung. Dann empfiehlt sich schon eher ein Blick auf den Nasdaq Biotechnology-Index. In den entsprechenden Index-Fonds sind Unternehmen vertreten, die in den anderen Pharmafonds nicht vertreten sind.
NASDAQ vereint Biotech-Newcomer
Anleger, die zum Beispiel auf die viel besprochenen Covid-Impfstoffhersteller und generell die mRNA-Technologie setzen möchten, werden mit dem Nasdaq-Index gut bedient. Biontech und Moderna sind vertreten, aber auch Astrazeneca und Arrowhead Pharmaceutical. Und auch wenn in dem Nasdaq Biotech-Index zu 90 Prozent US-Unternehmen stecken, so bringt er zusätzlich chinesische Biotechnologie-Firmen ins Depot. Das Land findet sich immerhin auf Platz zwei der Länderverteilung des Index vor England und Deutschland.
Insofern könnten Anleger erwägen, einem internationalen Pharma-ETF einen ETF auf Basis des Nasdaq Biotechnology-Index beizumischen. Der bringt mehr Werte und Länder, aber auch mehr Chancen und Risiken. Da gerade jüngere, kleinere Unternehmen enthalten sind, müssen Anleger mit mehr Kursschwankungen rechnen. Aber sie haben die Chance, vom Erfolg und Wachstum dieses „Pharmanachwuchses“ mit höherer Depotrendite zu profitieren.
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