Glimmstängel oder E-Zigaretten: Rauchen vor allem unter jungen Menschen in Tschechien weiter beliebt

„Viele meiner Freunde auf dem Gymnasium haben Zigaretten geraucht. Meist war das eine soziale Angelegenheit. Sie sind also zusammen rauchen gegangen und haben dadurch zum Kollektiv gehört.“

So berichtet die heute 19-jährige Aneta von ihren Erfahrungen aus der Schulzeit. Der Anteil junger Raucher ist in Tschechien gleichbleibend hoch. Auch dies hat die Umfrage ergeben, die der Think Tank Racionální politiky závislostí (Rationale Suchtpolitiken) unter 1000 Teilnehmern durchgeführt hat. Bestätigen kann das der ehemalige Antidrogenkoordinator Jindřich Vobořil. Er beobachtet vor allem die Altersgruppe der unter 16-Jährigen:

„Dies ist das ausschlaggebende Alter, in dem Menschen beginnen, legale Drogen zu konsumieren. Dabei erhöht sich das Abhängigkeitsrisiko um das Achtfache. Zehn Prozent der 15-Jährigen hierzulande rauchen bereits jeden Tag.“

Der Blick auf ganz Europa zeigt allerdings einen Rückgang bei der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Alkohol trinken, rauchen oder andere Drogen konsumieren. Als Grund dafür wird angeführt, dass sie sich weniger draußen aufhalten und mehr Zeit in den sozialen Netzwerken sowie am Computer verbringen. Trotzdem würden sie immer noch viel zu häufig zu Rauschmitteln greifen, meint Vobořil. Eine Gegenstrategie könne sein, das Einstiegsalter zu verlagern:

„25 Prozent des Tabakgeschäfts geht hierzulande auf Menschen bis 25 Jahre zurück. Den größten Anteil bilden dabei eben jene Jugendlichen, die ihre ersten Erfahrungen mit dem Rauchen noch vor dem 16. Lebensjahr gemacht haben. Wenn dies auf das 17. Lebensjahr verschoben werden könnte, würde sich das Risiko für die Jugendlichen schon erheblich verringern.“

Rauchen bleibt oft eine lebenslange Angewohnheit. Nach den Daten von 2020 stecken sich 25 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Tschechiens täglich oder beinahe täglich Zigaretten an. Die Zahl der Raucher sei hierzulande zwar leicht rückläufig, resümiert der Arzt und Epidemiologe Viktor Mravčík. Einschränkend gelte aber:

„Der Rückgang ist eher verhalten. Wenn wir die Ergebnisse dann noch an die Veränderungen der Altersstruktur der Bevölkerung anpassen, dann ist dieser Rückgang kaum noch erkennbar. Und dies trotz aller Maßnahmen, die in letzter Zeit getroffen wurden, wie etwa die Warnhinweise auf Tabakprodukten oder das Rauchverbot in Restaurants.“

Die Maßnahmen zielten nämlich nur auf klassische Tabakprodukte ab, erläutert Mravčík weiter. Seiner Ansicht nach müssten aber auch Alternativprodukte wie elektronische Zigaretten in entsprechende Kampagnen sowie Entwöhnungskonzepte einbezogen werden. Laut der Studie von Racionální politiky závislostí haben 35 Prozent der Raucher in Tschechien Erfahrungen mit E-Zigaretten. Gerade unter jungen Leuten sind diese Alternativprodukte beliebt – was der Arzt Mravčík wiederum als positive Entwicklung auffasst, weil der menschliche Organismus dadurch weniger Schaden nehme als durch klassische Zigaretten.

Alternative Nikotinprodukte dürften nicht nur in Tschechien in Zukunft immer beliebter werden. Eine große Rolle wird dabei ihr Preis spielen. Und weiter Mravčík:

„Das zweite ausschlaggebende Kriterium ist, inwieweit Raucher informiert werden über das relativ geringere Risiko dieser Produkte im Vergleich zu klassischen Zigaretten.“

Denn E-Zigaretten werden immer noch weniger aus gesundheitlichen Gründen genutzt, sondern vielmehr darum, weil sie nicht so geruchsintensiv sind. Und weil sie an Orten konsumiert werden können, an denen das Rauchen verboten ist. Beim Faktor Geselligkeit reiche die elektronische Variante jedoch immer noch nicht an den klassischen Glimmstängel heran, so Anetas Beobachtung:

„Mit der Zeit wurden bei uns an der Schule auch E-Zigaretten immer populärer, bei denen der Tabak nur erhitzt wird. Die meisten meiner Freunde sind aber bei den klassischen Zigaretten oder beim Selbstdrehen geblieben.“